Schon wieder ein Änderungswunsch

Als Bauherrenvertreter saß ich in einer Planungsbesprechung mit Architekten. Ein Büro-Neubau war zu planen. Im Meeting diskutierten wir kontrovers über den Entwurf des Architekten. Schließlich reklamierte ich, dass Änderungswünsche immer noch nicht von den Architekten berücksichtigt wurden. Wir diskutierten weiter, kamen aber einfach nicht von der Stelle. Es ärgerte mich, dass die Planer gute Vorschläge ignorierten. Es schien so, als wollten sie ihren ursprünglichen Entwurf unbedingt unverändert durchsetzen. Schließlich sagte ich, dass ich den Dienstleistungsgedanken bei den Architekten vermisse. Jede Architekturplanung muss sich letztlich nach den Wünschen der Bauherren richten. Meine Worte lösten große Empörung aus. Besonders die Bezeichnung “Dienstleister” kam nicht gut an. Der fachlich versierte Architekten-Kollege sagte: “Ich bin kein Dienstleister”. Offenbar war die Bezeichnung bei ihm negativ belegt. “Als Architekt bin ich Bauschaffender”, erwiderte er. Und damit bestätige er meine Vorbehalte gegenüber der Berufsgruppe der Architekten. Sind meine Vorbehalte berechtigt oder hatte ich bislang einfach Pech mit den Vertragspartnern? Das wollte ich genau wissen und so habe ich für diesen Artikel ein wenig recherchiert. Hier ist das Ergebnis:

Interview mit Fritz und Moritz Auer 2014

Die Stuttgarter Zeitung fragt 2014 in einem Interview die prominenten Architekten Moritz und Fritz Auer: “Ist der Architekt eher Dienstleister oder Künstler?” Darauf antwortet Fritz Auer so: “Ich habe mich schon immer als Dienstleister verstanden. Aber nicht in dem Sinne, dass der Auftraggeber mir vorschreiben darf, was und wie ich entwerfen soll. Der Bauherr hat seine Vorstellungen, der Architekt die seinigen – und im Dialog darüber sollte ein Gebäude entstehen, mit dem beide Seiten leben können. Das klappt meistens auch.”

Fritz Auer meint, er sei Dienstleister. Etwas anderes sollte man heute auch nicht mehr sagen. Seine formulierten Einschränkungen haben es allerdings in sich: Herr Auer möchte sich beim Entwerfen “nichts vorschreiben lassen”, weil er regelmäßig andere Vorstellungen als seine Bauherren hat. Nach zähen Auseinandersetzungen mit den Bauherren entstehen dann Gebäude, mit denen “beide Seiten leben können”. Hier findest du den genauen Wortlaut. Wenn Du anders denkst, dann bist Du bei Baumensch genau richtig, denn wir denken nicht so, wie Fritz Auer. Wir arbeiten anders.Architekt skizziert mit Stift

Die Forderungen des BDA zeigt Selbstüberschätzung

Das nächstes Beispiel aus dem Jahr 2018 kommt aus einer Formulierung zu Stadt, Land und Architektur aus einem Diskussionspapier zum 14. BDA-Tag (Bund Deutscher Architekten). Im Prolog des BDA heißt es: “Die Welt ist kein Markt / Der Mensch ist kein Konsument / Der Architekt ist kein Dienstleister.” Baumensch meint: Warum nicht?

Der BDA formuliert es so: “Architekten und Stadtplaner denken ganzheitlich. Sie arbeiten an den Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft … dabei übernehmen sie für das Gesamte Verantwortung und entwerfen in qualifizierten Prozessen gute Architektur in Respekt gegenüber Gesellschaft und Umwelt.” Baumensch meint: Wer definiert denn, was “gut” ist für eine Gesellschaft ist?

Weiter schreibt der BDA: “Gute Gestaltung ist dabei ein wesentlicher Bestandteil einer sinnlich vermittelten Wertorientierung.” Baumensch meint: Was ist genau gute Gestaltung? Wer definiert das?

Der BDA formuliert eine Forderung: “Wir fordern eine klare Ausrichtung aller politischen Entscheidungen auf die Qualität unserer Lebenswelt, zu der gute Städte, gute Quartiere und gute Häuser gehören. Wir fordern eine eindeutige Ausrichtung aller öffentlichen Bauaufgaben an den Anforderungen des gesellschaftlichen Wandels und des Klimawandels unter der Prämisse des Zusammenhalts in der Gesellschaft. Wir fordern die Anpassung der gesetzgeberischen Rahmenbedingungen an die städtebaulichen und architektonischen Notwendigkeiten, die zu einem sozialen und ökologischen Leben notwendig sind.” Baumensch meint: Was fordert der BDA eigentlich damit? Wie sollen denn “gesetzgeberisch architektonische Notwendigkeiten geregelt werden”? Sollen etwa Architekten den gesellschaftlichen Wandel steuern? Wie soll das funktionieren? Architekten sind dazu nicht ausgebildet. Oder glaubt der BDA, dass Architekten die soziologischen Zusammenhänge und Wirkungsweisen kennen? Dieser oben beschriebene Prolog offenbart die realitätsfremde Überheblichkeit der Berufskollegen. Das Beispiel zeigt, dass bei Verbandstreffen völlig verquere Haltungen propagiert werden – tatsächlich wirkt es, wie eine Filterblase. Liebe Kollegen, so verschläft man die Zukunft! In der Realität verändert sich die Baubranche gerade radikal (Lean Design / Lean Construction / Agiles Arbeiten). Doch anstatt sich mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen, wird zur Rechtfertigung des eigenen Tunnelblicks der Klimawandel und die “gesellschaftliche Veränderung” vor einen antiquierten Karren gespannt.

Reden ist Silber, handeln ist Gold

Mich wundert es nicht, dass es zwischen Bauherren und Architekten immer wieder zu Missverständnissen kommt. Die Haltungen vieler Architekten korrespondieren nicht mit der Lebenswirklichkeit professioneller und privater Bauherren. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – z.B. das Foto des SZ-Artikels (Ein Wort sagt mehr als tausend Pläne). Im Titelbild sieht man eine Gruppe studierender Architekten des Masterstudiengangs Architektur Media Management in Bochum. Der Studiengang richtet sich an ausgebildete Architekten. Es geht um Kommunikation. Der Beitrag ist 11 Jahre alt, aber immer noch hochaktuell. Ich kritisiere daran, dass es eben nicht reicht, wenn Architekten lernen, geschickt zu kommunizieren, um ahnungslosen Bauherren die Wichtigkeit der Architekten-Arbeit zu vermitteln. Es geht auch nicht darum, das Kommunikations-Verhalten zu verbessern. Nein! Es geht darum, anders zu denken und anders zu handeln.

Leider werden in der Praxis die Klischees für Architekten immer wieder durch unkooperatives Verhalten und ein missionarisches Berufsverständnis bestätigt – auch Fotos tragen dazu bei. Ein gutes Beispiel dafür ist das Titelbild des SZ-Artikels mit schwarz verkleideten Architekten an einem weißen Tisch – alle in uniformer Körperhaltung. Es zeichnet das Bild abgehobener Weltverbesserer oder von Architekten im Elfenbeinturm beim letzten Abendmal…

Leider erlebe ich in der Praxis immer wieder, dass Architekten das ehrliche Selbstverständnis der eigenen fachlichen Unvollkommenheit fehlt. Wissen Architekten denn nicht, wie sehr Borniertheit andere Beteiligte im Projekt nervt? Wissen sie nicht, dass das Verhalten den Flow stört? Schade, denn so geht Potential verloren. Verloren für den Bauherren und verloren für die Baukultur. Das sind Gründe, warum professionelle Bauherren Architekten nur noch fürs Design (be)nutzen und sie maximal bis zum Bauantrag beauftragen. Baumenschen arbeiten anders. Möchtest Du auch anders arbeiten? Dann mach’ doch bei uns mit.

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Schon wieder ein Änderungswunsch

Architekten sind genervt, wenn die Baufrau / der Bauherr wieder mal mit Änderungen um die Ecke kommt. “Warum können unsere Bauherren sich nicht festlegen? Das haben wir doch schon so oft besprochen und immer noch ist vieles nicht entschieden!” Viele Planer kennen solche Situationen. Warum ist das so? Warum begegnen uns im Planungs- und Bauprozess immer wieder die gleichen Probleme? Eine Erklärung ist: Wankelmütigkeit bei der Bauherrschaft sind Ausdruck von Unsicherheit!

Beim Bauen muss laufend entschieden werden. Bauherren sind mitunter unsicher, ob die Entscheidung für die eine oder andere Richtung gut ist. Wer unsicher ist, ist leicht zu beeinflussen. Verunsicherte gucken hier und da oder tauschen sich mit anderen aus, um den Informationsbedarf zu befriedigen. Manchmal entdecken Bauherren bei eigenen Recherchen Lösungen, die, zumindest dem ersten Anschein nach, besser als ihre bereits getroffenen Entscheidungen sind. Im Idealfall sprechen Bauherren den beauftragten Planer direkt darauf an. Meist geschieht das nicht, weil es eine unsichtbare Barriere zwischen Planer und Bauherrn gibt.

Lesetipp
Schwere Entscheidungen im Bauprojekt? Im Team und mit Bauherren optimal kommunizieren? Hier findest Du Ideen und Werkzeuge, damit das gelingt.
Wenn ein Bauherr bei der Zusammenarbeit mit dem Planer den Eindruck gewinnt, dass dieser es nicht mag, wenn seine Arbeit hinterfragt wird, dann meidet der Bauherr die Ansprache. Es entsteht eine unsichtbare Kluft zwischen Planer und Bauherr und das Vertrauen bekommt einen Knacks.

 

Wie entstehen Konflikte zwischen den Baupartnern?

Aus meiner Erfahrung gibt verschiedene Gründe für Konflikte und Missverständnisse:

 1. Die Planer nehmen sich am Anfang zu wenig Zeit (Grundlagenermittlung). Sie beschäftigen sich nicht intensiv genug mit den wahren Anforderungen ihrer Kunden / der Bauherrschaft. Sie gehen der Motivation der Bauherrenwünsche nicht auf den Grund.
 2. Architekten fehlt es an Empathie – besonders die Herren der Schöpfung sind davon betroffen. Der Architektenberuf erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, das sich meistens nur in gestalterischen oder räumlichen Sachverhalten zeigt.
 3. Architekten haben durch ihre Prägung im Studium ein überhöhtes Sendungsbewusstsein. Sie möchten mit ihrem Wirken unsere Welt und die Gesellschaft prägen und weiterentwickeln – das geht aus den Forderungen des Bund Deutscher Architekten BDA hervor. Architekten möchten unsere Welt zu einem schöneren und besseren Ort machen und dafür sollen sie sich artikulieren. Bei der starken Konzentration auf das Senden kommt das Zuhören zu kurz.
 4. Architekten sind Kreative. Chaos bei der Arbeit zu ertragen ist Grundvoraussetzung für Kreativität! Chaos führt allerdings gelegentlich dazu, dass Dinge vergessen werden.
 5. Kreative verhalten sich naturgemäß wie Kinder. Sie beschäftigen sich lieber mit Dingen, die ihnen Spaß machen, als mit trockenen Themen und der Ratio ihre Aufgaben. Architekten priorisieren ganz oft falsch.

So entsteht Vertrauen zwischen Bauherr und Architekt

Für die Entwicklung einer guten Beziehung zwischen Bauherrschaft und Architekt ist allein der Architekt verantwortlich. Er ist der Profi, der den Bauherren verstehen muss. Bevor ein Vertrag geschlossen wird, muss der Architekt herausfinden, ob er sich mit der Bauherrschaft “versteht”. Verständnis heißt, dass die Kommunikation reibungslos funktioniert. Hier sind fünf Tipps für gute Kommunikation mit den Bauherren:

 1. Vertragspartner brauchen auch eine emotionale Verbindung
 2. Architekt und Bauherr brauchen eine gemeinsame “Sprache” und ein gemeinsames Verständnis von offener Kommunikation
 3. Der Architekt muss es lieben, wenn der Bauherr seine Ideen hinterfragt
 4. Um ein ehrliches Miteinander entstehen zu lassen, muss der Architekt seine Fehlbarkeit anerkennen
 5. Diese Fehlbarkeit sollten Architekten gegenüber dem Auftraggeber offen kommunizieren. Architekten sollten wissen, dass sie nicht wissen, was sie nicht wissen. Wenn sie das annehmen, werden sie zu echten Team-Playern, denn keiner kann alles!

Es reicht dabei übrigens nicht aus, wenn sich der oberste Chef mit dem wichtigen Kunden versteht. Stattdessen kommt es darauf an, dass die Projektmanager zum Bauherrn bzw. zum Team des Bauherrn passen. Die Manschen, die sich im Alltag auf der Baustelle oder im Büro regelmäßig treffen, müssen sich mögen.

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