Redaktionelle Anmerkung: Dieser Artikel wurde von Benedikt Küting verfasst. Er ist Nutzer einer AVA Software und beschreibt ein Vorgehen zur Erstellung einer Kostenschätzung nach DIN 276. Baumensch hat den Beitrag von Benedikt ohne Honorierung im Auftrag der Firma Compa veröffentlicht. Baumensch bietet zur Erstellung von Kostenschätzungen eine smarte Excel Vorlage an. Infos dazu findest Du hier.
Was ist die DIN 276?
Die DIN 276 ist eine deutsche Norm zur Strukturierung von Kosten im Bauwesen. Sie dient zur einheitlichen Erfassung und Gliederung von Baukosten in allen Bauprojekten und für unterschiedliche Phasen. Neben der Gliederung der einzelnen Kosten gibt die Norm auch die Nomenklatur für den jeweiligen Ermittlungsschritt der Kosten vor. Sie definiert zudem bestimmte Begriffe und benennt begleitende Normen wie die DIN 18960 „Nutzungskosten“ oder DIN 277 „Grundflächen und Rauminhalte im Hochbau“. Auch für die Verwendung in weiteren Berechnungen z.B. für die Honorarermittlung ist eine Kostenermittlung nach DIN 276 sogar notwendig. Manchmal ist dafür eine ältere Version der DIN 276 zu nutzen – Infos dazu hier.
Die DIN 276 strukturiert die Kostenermittlungen entlang der Planungsphasen:
- Kostenrahmen = Bedarfsplanung
- Kostenschätzung = Vorplanung
- Kostenberechnung = Entwurfsplanung
- Kostenvoranschlag = Ausführungsplanung / Vorbereitung der Vergabe
- Kostenanschlag = Vergabe, Abschlagsrechnungen
- Kostenfeststellung = Nachweis der entstandenen Kosten
Die DIN 276 unterteilt die Kosten eines Bauprojekts in folgende Kostengruppen:
- Kostengruppe 100: Grundstück
- Kostengruppe 200: Vorbereitende Maßnahmen
- Kostengruppe 300: Bauwerk – Baukonstruktionen
- Kostengruppe 400: Bauwerk – Technische Anlagen
- Kostengruppe 500: Außenanlagen und Freiflächen
- Kostengruppe 600: Ausstattung und Kunstwerke
- Kostengruppe 700: Baunebenkosten
- Kostengruppe 800: Finanzierung
Jede dieser 100er-Kostengruppen enthält zwei weitere Ebenen an Kostengruppen, mehr dazu im Beitrag über die DIN 276.
Was ist eine Kostenschätzung nach DIN 276?
Die Leistungsphase 2 der HOAI (Vorplanung) sieht eine Kostenschätzung nach DIN 276 vor. Die Kostenschätzung wird gem. Norm auf Angaben zum Baugrundstück, Angaben zur Erschließung, Ergebnissen der Vorplanung, Berechnung der Mengen von Bezugseinheiten (Verweis auf DIN 277), sowie erläuternden Angaben zu Zusammenhängen und der Zusammenstellung der bereits angefallenen Kosten aufgebaut. Bei der Kostenschätzung verlangt die Norm die Aufschlüsselung der Kosten bis in Ebene 2. Das führt in der Kostengruppe 300 beispielsweise zu der Untergliederung in die Untergruppen
- KGR 310: Baugrube/Erdbau
- KGR 320: Gründung, Unterbau
- KGR 330: Außenwände/Vertikale Baukonstruktionen, außen
- KGR 340: Innenwände/Vertikale Baukonstruktionen, innen
- KGR 350: Decken/Horizontale Baukonstruktionen
- KGR 360: Dächer
- KGR 370: Infrastrukturanlagen
- KGR 380: Baukonstruktive Einbauten
- KGR 390: Sonstige Maßnahmen für Baukonstruktionen
So erstelle ich eine Kostenschätzung nach DIN 276
Ohne kostspielige Programme bietet sich zur Erstellung der Kostenschätzung nach DIN 276 die Nutzung von Microsoft Excel an. Die beste Vorlage dafür habe ich bei Baumensch gefunden. Wer mehr ausgeben möchte, kann eine Software kaufen, z.B. Compa. In beiden Fällen gibt es eine vorgefertigte Struktur mit den Kostengruppen und Gruppenstufen der DIN 276. Außerdem kann man ein professionelles PDF ohne Aufwand erstellen – Screenshot Bilder unten vom Excel Tool Kostenschätzung bmCalc und Compa.
Da eine Kostenschätzung im Rahmen der Grundleistung „Vorplanung“ der HOAI (LPH 2) gefordert wird, müssen zur Ermittlung der Kosten planerisch schon wesentliche Bezugsgrößen bestehen. Diese werden durch den Vorentwurf bestimmt und können nach DIN 277 abgeleitet werden. In der Vorplanung bereits festgelegte Bezugsgrößen wie BGF, Wandflächen o.ä. können als Variablen in die Kostenschätzung eingetragen werden und in den entsprechenden Positionen als Faktoren, den Kostenkennwerten gegenübergestellt werden. Die einschlägige Literatur für Kostenkennwerte bezieht ihrerseits die Kosten auf diese Mengen und Bezugseinheiten. Hierfür sind beispielsweise die BKI Baukosten oder Baudaten von Sirados geeignet.
Beispielhaft soll im Folgenden eine Kostenschätzung (ausschließlich KGR 300) aufgestellt werden. Die Kostenkennwerte sind fiktiv. Mein Beispielgebäude ist ein eingeschossiges, nicht unterkellertes Haus mit Satteldach in den Dimensionen 10 x 8 m. Traufhöhe 3 m, Dachneigung 42° ohne Gauben. Für den Aushub von Baugrube/Erdbau (KGR 310) fallen demnach nur die frostfreie Gründung und der Aushub für die Bodenplatte an. Wir gehen davon aus, dass kein Bodenaustausch notwendig ist. Die einzelnen Rechenschritte für die Mengen sollen vernachlässigt werden. Im Rahmen dieses Beispiels ergeben sich dann die Werte zu den Kostengruppen 310-390.
Aufstellung nach Kostengruppen oder Gewerken?
In den weiteren Schritten der Kostenermittlung (Kostenberechnung bis Kostenfeststellung) ist in der Regel eine doppelte Struktur notwendig, da die Kostengruppen nach der 3. Ebene zur Gewerkestruktur (vgl. StLB oder VOB/C DIN ATV) umgestellt werden muss, um die Aufgaben sinnvoll in LVs (Leistungsverzeichnissen) fassen zu können. Die Gewerkestruktur liefert für die Kostenkontrolle und -steuerung während der LPH 6-8 die grundlegenden Daten, aber nach DIN müsste die Dokumentation aller Kostendaten wieder in der Struktur der Kostengruppen erfolgen. Daher entsteht nach der Ausschreibung immer wieder „unnötiger“ Zeitaufwand beim Übertragen aus der einen in die andere Struktur.
Auch mit bmCalc kann man Positionen innerhalb von Kostengruppen zusätzlich Gewerken zuweisen. Dadurch kann man zu jedem Zeitpunkt die Kostenschätzung nach DIN oder bei Compa auch in Vergabeeinheiten darstellen. So kann man direkt in die Vergabeeinheiten / LVs einsteigen und mit der Ausschreibung fortfahren. Gleichfalls kann im Verlauf der Bauüberwachung mit Rechnungseingang die Kostenverfolgung in der Doppelstruktur erfolgen und für die Dokumentation kann die Struktur der Kostengruppen aus DIN 276 wieder aktiviert werden.
Was ist Compa?
Compa ist eine Software für Einzelkämpfer und kleine Architektur- und Ingenieurbüros. Zu Beginn hatte Compa AVA das Ziel Projektkosten von Leistungsphase 1 bis Leistungsphase 9 zu Strukturieren. Mit dem neuen Produkt, der HOAI Software von Compa, kann man professionelle Honorarangebote und Honorerrechnungen erstellen. Außerdem gibt es eine Zeiterfassung für schlankes Controlling, um Einblick in die Wirtschaftlichkeit der eigenen Projekte zu bekommen. Es handelt sich um eine browserbasierte Software, die ohne Installation oder Schulungen verwendet werden kann.
Kommentar und Feedback
FAQ
Was ist die DIN 276?
Die DIN 276 ist eine deutsche Norm, welche die Kosten im Bauwesen strukturiert und klassifiziert. Sie dient zur einheitlichen Erfassung und Gliederung von Baukosten in verschiedenen Bauprojekten und Phasen.
Wozu dient die Dienst 276?
Über die sogenannten kostengruppen lassen sich unterschiedliche Bauprojekte miteinander vergleichen. Die Kostengruppen der DIN 276 verkörpern Bauteile, wodurch sich einfach anhand einer Planungsunterlage die Kosten ablesen lassen.