Tagtäglich erfahre ich als Bausachverständiger, dass leider die Bauqualität immer weiter abnimmt. Dabei freue ich mich immer, wenn trotz dieser Umstände, doch noch ein Bauprojekt gelingt …
Schuld daran könnten 7 Bausünden sein:
1. Schlechte Bauberatung
2. Fehlerhafte Bauwerksplanung
3. Rissbildungen – durch Setzungsschäden an Gebäuden
4. Schimmel und Schimmelpilze
5. Raumluftgifte
6. Asbest
7. Schäden an Gebäuden
Damit ein Bauprojekt begonnen werden kann, braucht es aus Sicht des Bausachverständigen unbedingt zuerst die Besichtigung des Baugrundstücks und Erfassung aller Unterlagen. Dann sollte besprochen werden, welche Probleme aus Bauvertrag und Baubeschreibung im Hinblick auf das Grundstück entstehen könnten. Merke: Wer unter Zeitdruck und billig baut, der baut zweimal … Grundsätzlich ist das Gebäude in seiner Gesamtheit zu betrachten und die Interaktion der Tragstruktur mit dem Baugrund. Die Ursache von Bauwerksschäden durch Risse ist nie allein der Baugrund, sondern immer die wechselseitige Beeinflussung von Gründung und Bauwerk.
Durch Verkürzungen in der Arbeitsvorbereitung wird oftmals keine ordentliche Bauwerksplanung in den üblichen Maßstäben mehr gemacht. Die Folge ist daraus leider, dass z. B. im Wohnungsbau nach Maßstab 1:100 Plänen gebaut wird. Die Menschen am Bau müssen sich selber koordinieren – Bauleitung Fehlanzeige! Dabei werden bei der Detailausbildung gerne “bewährte Handwerkerlösungen” kreiert, der berühmte Pfusch am Bau. Fakt ist: Eine mangelhafte Leistung lässt sich oftmals nicht mehr in eine ausreichende Bauleistung korrigieren. Als Bauherr (kommt von Herrschaft) sollte man sich gut überlegen, ob man so etwas überhaupt will!
Rissbildungen – durch Setzungsschäden an Gebäuden – sind oft die Folgen aus einer schlechten und fehlerhaften Bauwerksplanung. Es gibt charakteristische last- und verformungsbedingte Ursachen von Setzungsschäden an Gebäuden, wie z. B. Laständerungen, Alterung und Tragstruktur, Temperaturverformungen, Erschütterungen, Frost, Vernässung, Austrocknung, Zersetzung und Erosion des Baugrunds, Erosion, Auslaugung, großräumige Bodenbewegungen … Für die Bewertung, Behandlung und Beseitigung von Setzungsschäden an Gebäuden gibt es für den Bausachverständigen keine Standardlösungen – es ist hier stets der Einzelfall anzuschauen.
Schimmel und Schimmelpilze sind nicht nur die Folgen moderner Bauweise …. sondern auch Ergebnis heutiger hocheffizienter Lebensbedingungen: „Man kann den arbeitenden Menschen, die früh morgens ihr Zuhause verlassen und erst spät abends zurückkehren nicht mehr zumuten regelmäßig zu lüften.“ Das scheint offensichtlich auch die unverständliche Rechtsauffassung von Baukammern geworden zu sein. Ein Lüftungskonzept ist für jede Bauwerksplanung vorgeschrieben – dabei soll sichergestellt werden, dass der notwendige Luftwechsel hergestellt wird: Das funktioniert aber leider, oftmals zusammen mit falschem Nutzerverhalten nicht richtig, sodass der Schimmelpilz blüht … Schlimme Erkrankungen von Allergien bis Asthma und schlussendlich Lungenkrebs könnten dann schlussendlich die Folge davon sein.
Dazu kommen auch Raumluftgifte immer mehr ins Bild. Wir umgeben uns jeden Tag mit ca. 80.000 chemischen Substanzen wie z. B. schwerflüchtige Kohlenwasserstoffe (PCB´s), Pestizide und Herbizide. Die sind überhaupt nicht gesund – und die gasen aus. Diese Stoffe sind teilweise weltweit verboten. Und trotz Verbot oder aus Profitgier werden diese Giftstoffe immer noch eingesetzt. Das Gift wird von uns aufgenommen und macht uns todsicher früher oder später krank Das ist leicht messbar z. B. über den Staub. Diesbezüglich ist auch die Verwendung von natürlichen Baustoffen für ein gesünderes Raumluftklima bei der Bauberatung und Bauwerksplanung zu empfehlen. Das ist dadurch erst einmal teurer und schränkt das Baubudget ein, gegenüber billigeren konventionellen Materialien. Vorteil von natürlichen Materialien ist, dass ein mit natürlichen Baustoffen hergestellter Raum ein gesünderes Raumklima aufweist und somit langfristig betrachtet auch günstiger ist – weil ohne gesundheitliche Folgekosten.
Asbest ist heute beim Bau immer noch ein Thema – obwohl offiziell in der Schweiz seit 1990, Deutschland seit 1995 und EU-weit seit 2005 verboten. Asbest wurde für verschieden Produkte eingesetzt. Z. B. als Dämmstoff, Feuerschutz, Dachschindeln- und Dach-Wellplatten, Rohre, Klebstoffe, etc. Seinerzeit galt Asbest als der fortschrittliche Baustoff … Aufgrund zunehmenden Einsatzes stieg leider auch die Gesundheitsgefährdung durch den Gefahrstoff Asbest. Das führte hierzulande zum Verbot – leider nicht weltweit. Asbest wird z. B. in Entwicklungs- und Schwellenländern immer noch eingesetzt und gelangt dadurch mit dem Handel zu uns. Diesbezüglich ist die Befürchtung besorgter Menschen nicht auszuschließen, dass immer noch belastender Asbest am Bau verbaut wird – und Lungenkrebs auslösen könnte!
Somit sind vielfach Schäden an Gebäuden vorprogrammiert – und nicht nur Ergebnis von sogenannten Verkaufslackierungen … Aufgrund Liberalisierung der Märkte, Rationalisierung und Technisierung der Arbeitswelt, sind härtere Marktbedingungen entstanden. Dieses zeigt sich durch ständig steigenden Wettbewerbs- und Kostendruck im Bauwesen. Dadurch werden Qualitätsanforderungen zusehends vernachlässigt. Der Mängel an qualifizierten und zufriedenstellenden Leistungen bei der Erstellung von (schlüsselfertigen) Bauten, hat Bauherren und Käufer von Immobilien so abgestumpft, dass sich kaum noch einer beschwert … Fehlende Vertragsehrlichkeit, nicht eingehalten Bautermine, mangelndes Sicherheits-, Qualitäts- und Kostenbewusstsein sind dafür die direkten Messlatten.
Fazit:
Dadurch gewinnt die Beratung eines freien und unabhängigen Bausachverständigen für den Bauherrn zunehmend an Bedeutung, um das Risiko obiger Bausünden zu vermeiden!
Dipl.-Ing. Patrick H. König, im August 2019