Fassade richtig planen – die Gebäudehülle schützt den Innenraum

Eine Fassade soll schön sein. Die meisten Architekten denken bei Fassaden zunächst an die Ästhetik. Leider stehen technische Aspekte bei Fachgesprächen, besonders in der Entwurfsphase hinten an. Die wichtigste Aufgabe der Fassade ist das Umhüllen zum Schutz des Umhüllten – die Ästhetik sollte nicht Priorität sein. Gute Architekten berücksichtigen das. Unsere Kleidung dient in erster Linie als Schutz vor Witterung. Im Sommer tragen wir nur wenige leichte Kleidung und im Winter packen wir uns dick ein. Die klimatischen Bedingungen bestimmen die Art unserer Kleidung bzw. unserer Hülle. Bei Gebäudefassaden ist es ähnlich, doch im Unterschied zu Textilien, lässt sich das Kleid des Hauses nicht wechseln, wie es noch bei einem Zelt möglich ist. Deshalb muss eine Fassade technisch exakt auf den Standort und auf die Nutzung abgestimmt sein.

Mann baut Zelt auf. Ein Zelt ist ein Bauwerk zum Schutz des Menschen, die sich leicht entfernen lässt.

Drei wichtige primäre Funktionen einer Fassade

  • Klimahülle. Sie sorgt dafür, dass Nutzer unabhängig von äußeren Bedingungen im Gebäude leben und arbeiten können. Die Klimahülle schützt vor Sonneneinstrahlung, Wind, Regen und Lärm.
  • Schutz. Die Fassade schützt Personen und Güter vor unbefugtem Zugriff.
  • Blickschutz. Eine Fassade schafft im Innenraum intime Räume für die Nutzer

Sekundäre Funktionen dienen nicht dem Schutz

  • Statische Funktion: Kann das Gebäude stützen bzw. Tragwerkfunktion übernehmen
  • Ästhetische Funktion und Fassadengestaltung: Jede Gebäudefassade wird geprägt durch die Ansprüche aus der Gebäudenutzung und dem Nutzer. Besonders bei öffentlichen Gebäuden sollte die Funktionen ablesbar sein (Bsp.: Kirchen, Museen, Wohnhäuser). Der Begriff Fassade (aus dem Lateinischen facies =Angesicht) definiert sich so: Die Fassade ist ein gestalteter, oft repräsentativer Teil der sichtbaren Außenhaut eines Gebäudes. In dem Artikel Fassadengestaltung findest du Tipps und Erklärungen für ein gelungenes Design.
  • Funktion der Belichtung und Belüftung der Räume

Die technischen Funktionen der Fassade

Eine Außenwand ist die Klimahülle des Gebäudes. Sie sorgt dafür, dass der Innenraum temperiert, belichtet und belüftet wird, um für die Nutzung optimale Bedingungen herzustellen. Jede Nutzung hat eigenen Anforderungen. Deshalb ist die Gebäudehülle perfekt darauf abzustimmen. Eine Fassade schützt aber nicht nur die Nutzer, sondern auch die Gebäudestruktur selbst, z.B. vor Durchfeuchtung, Frost und Überhitzung. Je größer ein Gebäude ist, desto größer sind auch die Windkräfte, die auf die Hülle einwirken. Es entstehen Druck- und Sogkräfte, die von der Fassade aufzunehmen sind. Eine Fassade schützt Nutzer vor äußerer Lärmeinwirkung. Lärm macht krank, stört die Konzentration und die Kommunikation im Gebäude. Fassaden und Dächer schützen auch vor gefährlicher UV-Strahlung. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass die Innenräume gut belichtet sind. Eine Fassade dient dem Schutz vor Regenwasser und Feuchtigkeit. Fassaden können auch der Energiegewinnung dienen, wenn Photovoltaikelemente verbaut werden.

Ein hoher Glasanteil zwingt zu technischen Kompromissen

Was früher technisch undenkbar war, ist inzwischen Normalität: Großflächige und Rahmenlose Verglasung ermöglichen es mit der Umgebung zu interagieren. Ein typisches Beispiel ist das Schaufenster in der Fußgängerzone oder die großzügige Verglasung eines Wohnzimmers zum Garten. Für Sonderlösungen sind heute Isolierverglasungen mit einer Länge von siebzehn Metern möglich (17 m x 3,20 m). durch das Auflösen der Außenwand als massives Bauteil in Glas entstehen aber neue Herausforderungen, denn eine Isolierverglasung hat, trotz technischer Entwicklungen, nicht annähernd die gleichen Dämmeigenschaften einer massiven Wand. Im Winter verliert man durch die Verglasung Wärmeenergie und im Sommer ist die Verglasung die Achillesferse des Sonnenschutzes. Trotz außenliegendem Sonnenschutz gelangt Wärmestrahlung – auch auf der Nordseite – ins Gebäude.

Die Lage (Himmelsrichtung/ Verschattung durch Nachbargebäude etc.) und die Größe von Glasflächen müssen daher sehr ausgewogen geplant werden. Die verglasten Fassadenteile beeinflussen stark den Energiehaushalt eines Gebäudes. Befeuert durch den Klimawandel bekommt der sommerliche Wärmeschutz einen immer größeren Stellenwert. Sie Temperaturen im Sommer werden weiter steigen und es wird vermehrt ausgedehnte Hitzeperioden geben. Besonders in den Städten werden wir daher anders bauen müssen, denn in Städten liegen durch großflächige Versiegelungen und wenig Grünflächen die Temperaturen ohnehin mehrere Grade höher als in ländlichen Zonen.

Die Probleme verglaster Fassaden werden immer größer

Auch repräsentative Gebäude werden in Zukunft verstärkt auf Glas verzichten. Architekten müssen in Zeiten des Klimawandels umdenken. Die Zeit der “Glaspaläste” ist auch in Mitteleuropa vorbei. Wie das funktionieren kann, will man z.B. in Masdar zeigen, wo man städtebaulich die traditionelle Bauweise des Nahen- und Mittleren Osten umsetzt. Masdar soll als experimentelle Stadt der Zukunft bis 2030 fertiggestellt sein. Sie ist komplett auf dem Reissbrett entstanden und soll als„CO2-neutrale Wissenschaftsstadt“ vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden. Als Grundprinzip wird die Sonne weit möglich ausgeschlossen, um den Stadtraum möglichst kühl zu halten. Dies erreicht man durch enge Gebäudestellung mit gegenseitiger Verschattung.

Weniger Glasanteile helfen einer anderen wichtigen Funktion: Sicherheit und Einbruchschutz

Fassaden dienen der Sicherheit

An Gebäudefassaden werden situativ unterschiedliche Anforderungen gestellt: Mal brauchen wir möglichst wenig Fassade und in einer anderen Situation so viel wie möglich. Zum Beispiel soll die Öffnungsbreite der Terrassen-Schiebetür möglichst groß sein, wenn wir im Sommer praktisch draußen wohnen. Sind wir aber daheim, dann soll die Schiebetür ein Bollwerk gegen Einbrecher sein. Im Winter soll sie möglichst gut isolieren und bei tiefem Sonnenstand im Frühjahr nicht zu viel Wärmestrahlung ins Haus lassen. Diese Multifunktionalität ist nur durch sehr aufwendige technische Mittel möglich: Fensterprofile werden verstärkt, Rollläden werden eingebaut und manchmal wird die Tür durch eine Einbruchmeldeanlage überwacht. All dies lässt den Nutzer besser schlafen, löst aber verhältnismäßig hohen Aufwand aus. Das hat seinen Preis und führt letztlich zu einem hohen CO2 Fußabdruck. Geht es nicht auch einfacher?

Fassade Strassenfront mit Vorhang

 

Blickschutz

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