Baumensch

Gebäude Baujahr 1970 bis 1980

Die 1970er Jahre stehen im Zeichen industrieller Bauweise. In der alten Bundesrepublik entstehen die ersten Fertighaussysteme. Durch Verlagerung von der Baustelle in die Produktionshalle mit der systematischen Vorfertigung von Bauteilen, steigert man die Produktivität und senkt die Baukosten. In Systembauweise entstehen Großsiedlungen, Universitäts- und Verwaltungsgebäude. Die Fertigteilbauweise wird zum Markenzeichen Baujahr 1970 bis 1980. In der ehemaligen DDR ist die industrielle Bauweise das Standard-Bauverfahren. Hier werden vor allem Plattenbausysteme und Bausysteme in Beton-Großtafelbauweise genutzt. Der Produktionsablauf war wichtiger, als das gute Layout. Der Grundriss ordnet sich dem Konstruktionsraster unter, was sich auf Komfort und Nutzbarkeit negativ auswirkte. Tatsächlich entstanden zunächst Wohnhäuser ohne jegliche Wärmedämmung. Später baute man aufgrund von Rohstoffknappheit sogar wärmegedämmte Konstruktionen aus Schaumbeton oder mehrschaligen Platten. Nach der Einführung gedämmter Konstruktionen hatten die Gebäude der 70er Jahre eine deutlich bessere Energiebilanz als vergleichbare ältere Bauten. Wohnungen in diesem Gebäudetyp galten als fortschrittlich. Das schlechte Image bekam die Platte durch ihr monotones Erscheinungsbild. Gravierende Verarbeitungsmängel und einfallslose Grundrissgestaltung taten ihr übriges.

Baujahr 1970 bis 1980 – was ist zu beachten?

Schwerpunkte der Sanierung liegen in der Verbesserung der Fassadengestaltung, die mit der Optimierung des Wärmeschutzes einhergeht. Die Erneuerung der Dacheindeckung, Maßnahmen für besseren Brandschutz sowie die Erneuerung der gesamten Haustechnik, inklusive der Aufzüge sind oft die Regel. Besonders die brutale Gestaltung und ihr schlechte Image macht Gebäuden aus den 70er Jahren zu schaffen. Modernisierungen setzen in aller Regel auch dort an. Der konstruktive Brandschutz ist normalerweise in Ordnung. Bei bestimmten Gebäudetypen der ehemaligen DDR fehlen Fluchtwege, weil es nur ein Treppenhaus gibt. In Abstimmung mit den Brandschutzbehörden sind geeignete Kompensationen zu entwickeln. Wertvolles Wissen dazu findet man im Buch Altbaumodernisierung im Detail.

Hochhäuser aus dieser Zeit waren zudem nicht mit Druckerhöhungsanlagen ausgestattet, um die oberen Etagen zu versorgen. Eine Druckerhöhungsanlage ist Teil des Wasserverteilungssystems innerhalb eines Gebäudes. Sie erhöht den Wasserdruck im Trinkwasser- sowie im Löschwasserbereich. Notwendig werden Druckerhöhungsanlagen, wenn der Versorgungsdruck des Wasserwerks für die jeweilige Gebäudehöhe nicht ausreicht. Zur Nachrüstung fehlt auf den Etagen der Raum. Daher macht es Sinn, die erforderliche Technik im Keller vorzusehen und getrennte Einspeisungen in mehreren Etagen vorzusehen, z.B. in jeder 5. Ebene.

Die Wärmedämmung von Gebäuden aus den 70er Jahren, auch denen in der ehemaligen DDR, ist besser, als bei vielen vergleichbaren Gebäuden aus der Zeit. Dennoch sollte man im Zuge der Modernisierung den Wärmeschutz weiter verbessern, um die Anforderungen der Energieeinsparverordnung gerecht zu werden. Bei den Plattenbauten der ehemaligen DDR sind die Fugen der Fassadenplatten häufig marode. Da normalerweise die gesamte Fassade zu sanieren ist, sind die Fugen ohnehin Teil der Sanierungsmaßnahmen.

Typische Merkmale von Gebäuden der 70er Jahre

  • Standardisierte Bauteile aus Stahlbeton, industriell vorgefertigt
  • in den frühen 70er Jahren hatten Gebäude keine Wärmedämmung – später entstanden wärmegedämmte Konstruktionen
  • Türen, Fenster und Außenfassaden haben schlechte Wärmedämmung
  • keine Dach- und Kellerdämmung
  • Metallfenster haben ungedämmte Fensterrahmen, wodurch Kondensation entstehen kann
  • Teilweise stark experimentelle Bautechnik
  • Grundrisse waren auf Produktionsraster optimiert, weniger auf die Nutzung
  • Teilweise ungünstige Wohnungszuschnitte mit kleinen Räumen
  • Geschossdecken haben mangelhaften Schallschutz und Schallbrücken
  • Großformatige Fenster, häufig undicht und verzogen
  • Zentralheizungen haben meistens keine energiesparende Regelung
  • veraltete technische Installationen
  • zu kleine Räume, vor allem bei Reihenhäusern
  • zu wenig Tageslicht
  • Wärmebrücken, verursacht durch Erker, Balkone und andere Vor­- und Rücksprünge
  • Außenwände mit defekter Plattenbekleidung, veraltete Unterkonstruktion, undichte Fugen
  • defekte Abdichtung bei Flachdächern
  • veraltete und korrodierte Sanitärinstallationen und Leitungen
  • Ölheizungen sind ebenfalls typisch für Häuser der 1970er Jahren, dabei sind Zentralheizungen oft nur eingeschränkt regelbar
  • Man findet Schadstoffe in Form von Dämmung aus Künstlichen Mineralfasern (KMF). An Fassaden und Dächern wurde häufig Asbest verbaut. Es wurde asbesthaltiger Fliesenkleber und Spachtelmasse und teerhaltige Parkettkleber verarbeitet. Im Dachkonstruktionen wurden gesundheitsschädlichen Holzschutzmittel verwendet. Daher sollten vor der Sanierung Luft­ und Materialproben genommen werden.

Beton und seine Probleme

Ab den siebziger Jahre wurde vermehrt Beton eingesetzt und das brachte neue Probleme mit sich. Schlechte Baudetails führten zu Wärmebrücken, wodurch folgenschwere Bauschäden entstanden. Besonders für den Kellerbau wurde Beton eingesetzt. Um Außenwände vor Feuchtigkeit zu schützen, begann man in den 70er Jahren, Kellerdrainagen zu konstruieren. Die Ölheizung setzte sich durch und Thermopanefenster lösten die üblichen Einfachverglasungen ab. Mit der Ölkrise von 1974 begann zudem ein Umdenken. Viele Gebäude wurden an die Gas- oder Fernwärmeversorgung angeschlossen.

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Altbauten und Besonderheiten der Baujahre

Die gesellschaftliche und technischen Randbedingungen haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass Immobilien in unterschiedlichen Dekaden ihre eigenen Besonderheiten haben. Wir haben daher Steckbriefe bzw. eigene Beiträge für jene Gebäudetypen erstellt.

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