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Gebäude Baujahr 1950 bis 1960

Nach dem Kriegsende fehlte überall Baumaterial. Es wurde gespart und mit schlechten Werkstoffen gearbeitet. Zum Beispiel gab es nicht ausreichend optimales Bauholz und daher verarbeitete man auch das sogenannte Sommerholz, das häufiger von Schädlingen befallen ist und nicht ausreichend getrocknet war. Wegen der sparsamen Bauweise sollte man sich bei jedem Umbau die Statik des Hauses ansehen und, besonders bei Arbeiten am Dachstuhl, vorsichtig sein. Die oben beschriebene Mangel­wirtschaft und der danach aufkommende Mas­sen­woh­nungsbau prägten den Baustil der Nachkriegszeit bis Anfang der 60er Jahre. Eingriffe in die Bausubstanz von Häusern der 50er Jahre sollten genau geplant werden, da intakte Bauteile durchaus im Bestand verbleiben können. Zur einfachen Berechnung der Baukosten bei Umbauten und Sanierungen eignen sich Excel-Tabellen, die man auch mit Handwerkern und Architekten teilen kann. Die optimale Excel-Vorlage kannst Du hier herunterladen. Wir helfen übrigens auch, wenn Du ein Wertgutachten oder Kurzgutachten für Deine Immobilie benötigst – schreib uns kurz.

Allgemeines zum Haus Baujahr 1950 bis 1960

Mitte der 50er Jahre stand wieder mehr Baumaterial zur Verfügung. Es wurden erste Zentralheizungen installiert und Maßnahmen zur Schalldämmung im Wohnungsbau umgesetzt, was damals wirklich neu war. Allerdings begann man in dieser Zeit auch mit dem Einsatz teerhaltiger Baustoffe, Holzschutzmitteln, Asbest und gesundheitsschädlicher Mineralwolle. Man glaubt es kaum, aber Badezimmer wurden mit ölhaltigen Farben gestrichen. Allgemein kann man den 50er Jahre Bau als problematisch bezeichnen. Bauphysikalisch wurden viele Fehler gemacht. Zugleich benutzte man neue Baustoffchemie mit gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen. Diese neuen Schadstoffe wurden zum Teil noch bis in die 80er Jahre verwendet.

Lesetipp
Nichts hält ewig – auch Teile am Haus haben eine begrenzte Lebensdauer. In dem Artikel findest Du konkrete Angaben zur Lebensdauer von Baustoffen und Bauteilen.
Im großen Stil wurde zum Beispiel Formaldehyd als Holzschutzmittel eingesetzt. Einen besonders kritischen Blick sollte man auf Immobilien Ostdeutschlands werfen, denn zu DDR-Zeiten wurden fast alle Dachstühle mit teerhaltigen, sehr giftigen Holzschutzmitteln behandelt, die bei der Verarbeitung zum Teil durch die Decken tropften. Auch wenn die Statik in Ordnung ist – verbaut wurde, was man bekommen konnte. In Wänden und Decken findet man verschiedene Materialien wie z.B. Schutt oder Ziegelsplitt. In vielen Leichtbaukonstruktionen wurden sogar Asbestzementplatten verarbeitet. Hausbesitzer müssen bei Sanierungen darauf achten, diese Materialien fachgerecht auszubauen, zu entsorgen und durch gesunde Baustoffe zu ersetzten. Die meisten Einfamilienhäuser der 50er Jahre wurden als Reihenhaus oder Kleinsiedlungshaus gebaut, oft mit winzigen Grund­rissen, kleinen Küchen, kleinen Bädern und zum Teil aus Trümmersteinen errichtet. Die Gärten dienten der Selbstversorgung, denn fruchtbarer Boden war wichtiger als ein gemütliches Heim. Holzfenster hatten meist Einfachverglasungen. Putz- und Stuckornamente (s.h. Baujahr 1900) findet man in dieser Zeit kaum. Als Schmuckelemente dienten Sprossenteilungen im Fenster oder hölzerne Schlagläden. Anfang der 60er kam dann die Klinkerverkleidung auf, die heute zwar nicht mehr modisch sind, in den meisten Fällen aber technisch noch intakt. Für Putzfassaden gilt das leider nicht. Auch diese waren typisch, sind aber häufig mit Rissen durchsetzt, die Feuchtigkeit anziehen und saniert werden müssen.

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Typische Mängel am Haus Baujahr 1950 bis 1960

Das Dach ist eine Problemzone jener Häuser und meist undicht, sodass eine Neueindeckung unvermeidlich ist. In den 50er Jahren war das Heizen mit Einzelöfen weit verbreitet, jedoch wurden inzwischen Zentralheizungen nachgerüstet. Diese haben inzwischen das Ende ihrer Lebenszeit erreicht, sodass ein Wechsel der Wärmequelle bei Sanierungen sinnvoll ist. Bei der Elektroinstallation muss mit veralteten Leitungen gerechnet werden. Das betrifft auch Dosen, Schalter, Sicherungen und fehlende Schutzleiter. Bis in die frühen 70er Jahre durften klassische Nullung verwendet werden, bei der der Strom mit lediglich zwei Adern durchs Haus geführt wurde. Bei Umbauten und Altbausanierung muss ein normgerechter Zustand hergestellt werden. Bei der Sanitärinstallation wurde Wasser oft über einen Kohleboiler erhitzt. Heizöl und Erdgas waren in den 50ern spottbillig, daher war Wärmedämmung kein Thema. Die durchschnittliche Wandstärke lag bei 24 cm. Hinter Heizkörpern, also auch unter den Fenstern, reduzierte sich die Wandstärke dann sogar noch. So entstanden Wärmebrücken, die hohe Energieverluste verursachen.

Als Vermieter und Eigentümer sollte man eine Wohngebäudeversicherung abschließen. Diese trägt die Kosten für Schäden durch Sturm, Hagel, Feuer, Leitungswasser, Dach und Wände, eingebaute Türen und Fenster, Terrassen und Balkone. Sie zahlt auch bei Schäden an Inventar, wie beispielsweise individuelle Einbaumöbel und Küchen, sanitäre Installationen, Heizungsanlagen und Badewannen und fest verlegten Fußböden. Hier gibt es einen Tarifrechner für Wohngebäudeversicherung. (Verlinkung zu Werbepartner *)

Balkone wurden modern, gerne direkt am Schlafzimmer an die Fassade gebaut. Das führt zu zwei Problemen: Erstens entstehen Wärmebrücken durch die ungedämmte Verbindung von Fassade und Balkon. Zweitens wurde der Bodenbelag der Balkone über die Jahre rissig und wasserdurchlässig, sodass Wasser eindringen, gefrieren und sich ausdehnen konnte. Das lässt den Plattenbelag abplatzen, wodurch Wasser die Armierung der Balkonplatte und der Deckenplatte angreift und rosten lässt. Balkone sind bautechnisch und bauphysikalisch also höchst problematisch und die Sanierung schwierig. Statt zu sanieren ist es sinnvoller, neue Balkone mit eigener Tragkonstruktion zu bauen.

Typische Merkmale und Probleme

  • Außenwände aus Ziegeln, Schlacke- oder Bimssteinen und Wandstärken zwischen 24 und 30 cm
  • Stahlbeton-Deckenplatten mit Verbundestrich
  • Fehlende Wärmedämmung
  • Fenster aus weichem Nadelholz (wenig haltbar)
  • Kleine Balkone als auskragende Deckenplatte
  • Massive Treppen
  • Wärmebrücken an Heizkörpernischen
  • Undichtigkeiten am Dach, fehlende Unterspannbahn oder beschädigten Mörtelverstrich
  • Korrosion an Metallleitungen, da diese in Magnesit-Estrichen (Steinholz) verlegt wurden
  • Korrosionsschäden an Wasserleitungen

Worauf bei der Besichtigung eines Gebäudes von 1950 bis 1960 achten?

  • Wandstärken – Innenwände haben unzureichender Schallschutz
  • Außenwandbekleidungen, Putzschäden (Risse und Abplatzungen)
  • Schadhafte Dachrinnen und Fallrohre
  • Durchfeuchtung und Versottung der Kaminköpfe
  • Tritt- und Luftschallschutz bei Massivdecken mit Verbundestrichen
  • Ungenügender Wärmeschutz zum Dachgeschoss und unter der Kellerdecke
  • Schadhafte Platten- und Kunststeinbeläge auf Massivtreppen und im Hausflur
  • Schlechter Brandschutz unter Treppenläufen von Holztreppen
  • Allgemein ungenügender Trittschallschutz
  • Verstopfte Abfluss- und Grundleitungen im Kellergeschoss
  • Beschädigte Gussasphaltbeläge in der Nähe von Einzelfeuerstätten

Übliche Sanierungsmaßnahmen für Baujahre 1950 bis 1960

Schwerpunkte möglicher Sanierungsmaßnahmen ist die Verbesserung von Wärme- und Schallschutz, die Fassadensanierung sowie die Erneuerung der Haustechnik. Für eine funktionierende Bauphysik muss die Erneuerung von Fenstern immer in Kombination mit der Verbesserung der Außenwanddämmung erfolgen. Außerdem:

  • Neue Dacheindeckung, Sparrenverstärkung und Dämmung
  • Sanierung von Feuchtigkeitsschäden im Keller- und Sockelbereich
  • Elektroinstallation, da kein Schutzleiter vorhanden ist
  • Aufbau neuer Unterverteilungen und Sicherungen
  • Verbesserung des Schallschutzes von Decken
  • Reparatur ausgetretener Estrichböden
  • Austausch oder Verbesserung der Wärmedämmung der Fenstern
  • Erneuerung der Heizungsanlage und Sanitärleitungen

Altbauten und Besonderheiten der Baujahre

Die gesellschaftliche und technischen Randbedingungen haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass Immobilien in unterschiedlichen Dekaden ihre eigenen Besonderheiten haben. Wir haben daher Steckbriefe bzw. eigene Beiträge für jene Gebäudetypen erstellt.

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