Dämmung von Außenwänden

Mit diesem Text wagen wir einen kritischen Blick auf die Wärmedämmung von Fassaden. Im Zentrum steht die CO2-Bilanz von Baumaßnahmen zur Dämmung von Gebäuden – finanzielle Belange bleiben ausnahmsweise unberücksichtigt. Nachhaltiges Bauen und CO₂-Reduzierung sind in aller Munde, doch kompensiert der Einkauf mit Stoffbeutel nicht den Flug nach Mallorca. Wir leben unvernünftig und machen uns oft etwas vor. Die Dämmstoffindustrie nutzt das schon lange schamlos aus. Sie hat sich gegen die logischen Argumente der Bauphysik erfolgreich gewehrt und ihr Hauptinteresse durchgesetzt: Den Absatz von Dämmstoffen und den Gewinn zu steigern. Dafür hat die Politik sogar Gesetze erfunden, die unsinnige Baumaßnahmen auslösen. Diese unsinnigen Baumaßnahmen erhöhen den CO₂ Ausstoß und Kosten viel. Die Dämmstoffindustrie belügt die Endkunden und schadet damit dem Klima. Bedauerlicherweise sind Fakten und korrekte Argumente inzwischen verstummt. Dieser Beitrag soll den Irrweg auch für Laien sichtbar machen. Leider ist CO₂ unsichtbar und deshalb ist das Problem nicht leicht zu fassen. Um es verständlich zu machen, nutzen wir in diesem Artikel die CO₂-Baumensch-Baumrechnung.

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Ein Baum ist ein technisches Wunderwerk

Höhe: 23 m | Durchmesser Stamm: 30 cm | CO2 Einlagerung in 80 Jahren: 1.000 kg

Bist Du gerne im Wald? Im Sommer, wenn alle Bäume buchstäblich im Saft stehen, kann man die Sauerstoffproduktion fast spüren. Bäume sind technische Wunderwerke. Sie transportieren Wasser aus dem Boden in große Höhen und lassen den größten Teil davon über die Blätter verdunsten. So fungieren Sie als natürliche Klimaanlage. Die heiße, staubige Stadtluft wird im Wald gekühlt, gefiltert und befeuchtet. Bei uns stammt 70 % des verdunsteten Wassers aus Blättern. Eine 80 Jahre alte Buche hat etwa 300.000 Blätter, mit denen sie bis zu 20 kg CO₂ am Tag aufnimmt. Der Baum filtert Schadstoffe, Bakterien, Sporen und Staub aus der Luft und produziert pro Tag ca. 8.000 Liter Sauerstoff – das entspricht dem Tagesbedarf von 20 Menschen. Über ihre Blätter verdunsten täglich bis zu 400 Liter Wasser. Neben der Sauerstoffproduktion ist die Speicherung von CO₂ wohl derzeit das populärste Feature eines Baumes.

Man schätzt, dass ein ausgewachsener Laubbaum durchschnittlich etwa 22 kg CO₂ pro Jahr bindet. In den ersten Jahrzehnten seines Lebens wächst der Baum schneller und bindet daher mehr CO₂. Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich das Wachstum, und die CO₂-Speicherung nimmt etwas ab. Ein Baum wächst also 80 Jahre, um eine Tonne CO₂ aufzunehmen. Wenn Du dreimal Düsseldorf – Berlin – Düsseldorf fliegst, entsteht die gleiche Menge CO₂ für jeden einzelnen Fluggast. Eintausend Kilometer mit dem Auto erzeugen ebenfalls eine Tonne CO₂. Da kommt ganz schön was zusammen. Jeder EU Bürger verursacht so pro Jahr 9.100 kg CO₂. Um den Klimawandel zu stoppen, muss das auf 2.000 kg CO₂ reduziert werden (Quelle: Myclimate).

Dämmung CO2 ein Baum speicher 1000kg

Wenn alle Nationen so verschwenderisch wäre, wie Deutschland, benötigten wir 2,6 Erden. Um das ausgestoßene CO₂ dort zu binden, müssten 55 % dieser Erden bewaldet sein (Quelle: WWF Living Planet Report 2014). Die Waldflächen in Deutschland reichen nicht, um das bei uns ausgestoßene CO₂ zu binden. Dafür müsste die Waldfläche 1,5 x so groß sein, wie Deutschland selbst! Derzeit sind aber nur 30 % Deutschlands bewaldet …

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Daten und Fakten zur Fassadendämmung

In Europa werden 40 % der Gesamtenergie fürs Heizen von Gebäuden verbraucht. Das Energiesparpotential ist hoch. Neben der Erneuerung von Heizungstechnik, ist kluge Wärmedämmung die zweitwichtigste Maßnahme. Eine Fassadendämmung hingegen macht nicht immer Sinn. Dass eine Fassadendämmung die Erwartungen nicht immer erfüllt, liegt an einer einfachen physikalischen Gesetzmäßigkeit: Ungedämmtes Mauerwerk ist auch im Winter in der Lage, die Wärme der Sonnenstrahlen zu speichern und bis in den späten Abend hinein in die Innenräume zu leiten. Mit einer aufgebrachten Fassadendämmung funktioniert das nicht mehr. Dem Innenraum wird dann zu keinem Zeitpunkt Wärme zugeführt. Das erkannten schon vor Jahren die Forscher des Fraunhofer-Instituts. Das Schaubild unten zeigt zudem, dass über die Fassaden nur ein kleiner Teil der Wärmeenergie verloren geht.

Außerdem muss zum Nachweis der ökologischen Sinnhaftigkeit auch die graue Energie berücksichtigt werden. Bei der Verwendung von Polystyrol als Dämmstoff verhält es sich so: Dämmung erzeugt CO2 50 Bäume für ein gedämmtes HausAngenommen, man benötigt zur Dämmung der Fassade eines Hauses 450 m² Polystyrol-Dämmplatten. Angenommen, dieses Gebäude hätte eine Wohnfläche von 280 m². Nun folgt die passende Berechnung: Zur Herstellung von 1 m² Dämmung (20 cm dick) benötigt man 140 kWh. Der Primärenergiegehalt von EPS Dämmung liegt bei 200–760 kWh/m³ – für die gesamte Fassade sind es 63.000 kWh Primärenergie (140 kWh x 450 m²). Dieser Wert berücksichtigt noch nicht die graue Energie für Transport, Gerüstbau, Verdübeln, Putz und Anstrich der Fassade. Hinzu kommen noch Fenster und Türen. So kommen insgesamt rund 100.000 kWh zusammen. Laut Umweltbundesamt entstehen pro Kilowattstunde rund 500 Gramm CO₂ (Strommix in D 2015). Für die Dämmung des o.g. Gebäudes fallen so rund 50.000 kg CO₂ anMan müsste also 50 Buchen pflanzen, die 80 Jahre wachsen, um diese CO2-Emission wieder zu binden.

Die fragwürdige CO2 Bilanz der Fassadendämmung

Grafik Wärmeverlust Haus GebäudeBei älteren Gebäuden geht man von einem Jahresenergieverbrauch zwischen 150 und 225 kWh/m² Wohnfläche aus. Gebäude verlieren Wärmeenergie über unterschiedliche Bauteile – dabei sind die Fassaden für rund 20 Prozent der Energieverluste verantwortlich. Wärmedämmung soll die Energieverluste eines Gebäudes reduzieren. In unserem Beispiel mit 280 m² Wohnfläche und einem mittleren Ansatz des Energieverbrauchs von 200 kWh/m²/a sieht die Rechnung so aus: 280 m² x 200 kWh/a/m² = 56.000 kWh/a (Kilowattstunden pro Jahr). Dabei entstehen 12.320 kg CO₂ (1 kwh = 0.22 kg CO₂). Für Fassaden können 20 % davon angesetzt werden. Das entspricht in unserem Beispiel 2.464 kg. Pro Jahr entstehen rund 2,5 t Tonnen CO₂ durch Wärmeverluste der Außenwände. Bei der unrealistischen Annahme, diese Verluste auf null zu reduzieren, würde die CO₂-Bilanz der Fassadendämmung so aussehen:

  • CO₂ Investition in die Fassadendämmung: 50.000 kg
  • CO₂ Ersparnis durch Fassadendämmung pro Jahr: 2.464 kg

Fazit: Die CO₂-Bilanz der Fassadendämmung in unserem Beispiel wird erst nach 20 Jahren positiv.

Aus Wärmedämmung wird Sondermüll

Als wäre die CO₂-Problematik noch nicht genug, kommt in Zukunft noch ein anderes, im wahrsten Sinne brennendes Problem auf uns zu. Denn Bauexperten geben der Polystyrol Dämmung eine Lebenszeit von 30 bis 50 Jahren. Danach müssen sie abgerissen werden! Zumindest gilt das Material, das in den ersten Jahrzehnten des Styropor-Booms verarbeitet wurde. Anders als Styropor kann Mineralwolle oder ein Schütt-Dämmstoff aus Altpapierflocken wiederverwertet werden. Auch Hartschaum wird zu Granulat verarbeitet und weitergenutzt. Wohin also mit den vielen tausend Hektar Styroporplatten, die ab 2040 von den Häusern abgebaut werden müssen? Wie man mit diesem problematischen Baustoff umgehen wird, ist noch völlig unklar. Das Polystyrol selbst kann recycelt werden, aber die verklebten Schichten (Kleber, Dämmung, Armierung, Putz, Beschichtung) müssen vor einer Verwertung sauber voneinander getrennt werden. Forscher suchen inzwischen Lösungen, damit auch dieses Material eines Tages leichter einer Nachnutzung zugeführt werden kann.

So  rechnet sich Wärmedämmung

Recycling und Wiederverwertung wird in der Baubranche ein zukünftiger Mega-Trend. Es muss sich auch dringend etwas ändern, denn der Bau ist DER Müllverursacher Nummer eins. Die Grafik zeigt das deutlich. Mehr als 50 % allen Abfalls verursacht der Bausektor. Wir müssen mit einem viel kleineren CO₂-Fußabdruck und mit deutlich weniger Müll bauen. Noch besser wär es, wenn wir intelligente Lösungen für den riesigen Immobilienbestand in Deutschland finden. Abriss und Neubau muss zur Ausnahme werden! Auch durch Umbau und Umnutzung lassen sich optimale Lösungen finden. Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird Umbau und Umnutzung bei Immobilienentwicklungen immer stärker in den Fokus rücken müssen.

Baustoffindustrie Müllverursacher Nummer eins Dämmung

Quelle Balkendiagramm: Umweltbundesamt, Werte in Mio. Tonnen

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1 Kommentare zu “Dämmung von Außenwänden

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