Wärmedämmung ist in aller Munde, doch die Klimaschutzziele der Bundesregierung sind nicht erreichbar – zumindest wenn es so weiter geht. Demnach sollte Deutschland bis 2050 einen „nahezu klimaneutralen Gebäudebestand“ haben. Die erforderlichen CO2-Einsparungen werden allerdings nicht erreicht. Grund ist die zu geringe Sanierungsrate. Um das Ziel zu erreichen, müssten jährlich 2-3 Prozent aller Altbauten modernisiert werden. Derzeit sind es jedoch weniger als halb so viel.
Die Betriebskosten machen bei Mietwohnungen mittlerweile 50 % der Gesamtmiete aus. Bauherren sollten diese auch beim Kauf einer Eigentumswohnung oder beim Hausbau auf dem Schirm haben. Mehr Infos in diesem Artikel.
Der Gebäudebetrieb verbraucht in Deutschland ein Drittel der Gesamtenergie
Die Politik setzt einen Schwerpunkt auf die Modernisierung von Altbauten. Eigentümer von alten Häusern sollen in Wärmedämmung investieren. Die energetische Sanierung von Gebäuden ist für die Energiewende von zentraler Bedeutung, denn Heizung, Warmwasser und Kühlung verbrauchen rund 1/3 der Energie in Deutschland. So entstehen rund 40 % der gesamten CO2 Belastung.
Die Bundesregierung will den Kurs korrigieren und unterstützt Sanierungsmaßnahmen mit KfW-Darlehen und steuerlichen Vorteilen. Wer alte Häuser mit Wärmedämmung nachrüstet und Heizkessel oder Fenster tauscht, kann von Subventionen profitieren. Unumstritten ist diese Förderung jedoch nicht, denn es gibt begründete Zweifel, dass Wärmedämmung an alten Gebäude immer sinnvoll ist.
Warum stehen die finanziellen Aspekte immer im Vordergrund? “Weniger Energie verbrauchen heißt Geld sparen”. Das klingt gut! Leider gibts keine Garantie, dass nach der Sanierung die CO2-Bilanz des Gebäudes besser als vorher ist. Grund dafür: Die Herstellung und der Einbau von Wärmedämmung samt aller damit verknüpfter Maßnahmen “kostet” unterm Strich mehr CO2, als in den Jahren nach der Sanierung durch geringeren Primär-Energieverbrauch eingespart wird. Abhängig vom Bestandsgebäude und vom Maßnahmenpaket sind Amortisationszeiten von drei Jahrzehnten keine Seltenheit. Setzt man das ins Verhältnis zum verbleibenden Nutzungzeitraum, dann entsteht schnell ein anderes Bild.
Nichts hält ewig – auch Teile am Haus haben eine begrenzte Lebensdauer. In dem Artikel findest Du konkrete Angaben zur Lebensdauer von Baustoffen und Bauteilen.
Wärmedämmung von Gebäuden muss strategisch geplant werden
Trotzdem können auch Altbauten zum Klimaschützer werden, wenn sie fachgerecht saniert werden. Das belegen Untersuchungen der Deutschen Energie-Agentur. Sanierte Altbauten verbrauchen im Schnitt 60 % weniger und durch kombinierten Einsatz von Wärmepumpen können es sogar mehr als 80 % sein. Voraussetzung ist eine vernünftige und am Objekt ausgerichtete Planung. In der Praxis geschehen bei der Konzeption und der Detailplanung folgenschwere Fehler.
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Eine konsequente CO2 Steuer ist ein guter Ansatz
Es gibt keine CO2-Transparenz bei den meisten Immobilien-Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Zum Beispiel sind Quartierlösungen für den Einsatz regenerativer Energie und den Einsatz von Speichersystemen ideal. Jedem Reihenhaus ein Mini-Kraftwerk zu verpassen ist dagegen eine eher schlechte Idee. Und bei der Förderung von Sanierungsmaßnahmen verlieren selbst Experten oft die Übersicht. Es gibt inzwischen über 9.000 verschiedene Fördertöpfe. Die Förderungs-Mechanismen müssten sich viel mehr an der CO2-Minderung orientieren und weniger an technischen Vorgaben und Details. Ich halte die Einführung einer CO2-Steuer als Steuerungsinstrument im Bauwesen für längst überfällig.
Wärmedämmung braucht ein besseres Image
Dem Thema Gebäudesanierung fehlt zuweilen ein positives Image. Eine Gebäudesanierung sollte mit Wertsteigerung, höherem Wohnkomfort und Klimaschutz assoziiert werden. Stattdessen ist die öffentliche Meinung durch Berichte über steigenden Mieten, hässliche Fassaden und Öko-Gentrifizierung geprägt. Allerdings müssen energetische Sanierungen mit viel Erfahrung und Know-how geplant werden, um in der CO2 Bilanz tatsächlich einen positiven Effekt zu erzielen.
Wir brauchen ehrliche Nachhaltigkeitsziele und wir brauchen flexiblere Konzepte für die Sanierung unterschiedlichster Gebäudetypen für verschiedene Nutzer. Private Hauseigentümer, Wohnungsbaugesellschaft oder Mieter – jeder hat individuelle Bedürfnisse, für die es Lösungen gibt. Es stimmt leider nicht, dass der Gesamtenergieverbrauch und damit verbunden der CO2 Footprint durch Fassadendämmung, Dachdämmung und Fenstertausch in allen Fällen nachhaltig gesenkt wird.
Professionelle Energieberater fordern schon lange Nachbesserungen und Ergänzungen an den gesetzlichen Bestimmungen, denn die vorgedachten Konzepte passen einfach nicht zu jeder Immobilie. Eine Sanierung auf Passivhaus-Niveau ist oft unverhältnismäßig teuer oder gar unmöglich. durch gesetzliche Vorgaben sind “vernünftige Lösungen” mit Augenmaß heute nur bei denkmalgeschützten Gebäuden möglich.