Früher lebten man auf engem Raum. Auf kleiner Fläche wurden möglichst viele Zimmer angeordnet. Die Ansprüche haben sich sehr verändert. Waren es 1991 noch rund 35 m², beansprucht jeder heute jeder rund 43 m² Wohnfläche und große Räume stehen hoch im Kurz. Für einen loftartigen Wohnungszuschnitt werden am besten alle Wände in einem Geschoss abgetragen. Doch vor dem Abbruch von Wänden sind ein paar Dinge zu beachten.
Statiker fragen
Einige Wände sind tragend und für die Stabilität des gesamten Gebäudes wichtig und zunächst einmal “unberührbar”. Bei jeder Veränderung an tragenden Wänden muss ein Statiker gefragt werden. Statiker sind Bauingenieure, die sich auf die Berechnung der Gebäudestatik spezialisiert haben. Zur Einschätzung der Situation braucht er neben den Bauzeichnungen aus der Erstellungsphase auch die Berechnungen. Zeichnungen und Berechnungen gehören immer zusammen! Keine Sorge, auch wenn die Unterlagen nicht mehr zu finden sind, gibt es alternative Lösungsmöglichkeiten. Der Ingenieur wird sich die Situation dann vor Ort ansehen. Er prüft die Beschaffenheit und den Zustand der betroffenen Wände und erstellt auf dieser Basis neue Berechnungen. Selbst bewehrte Betonwände und Decken lassen sich nachträglich untersuchen, wenn z.B. nicht klar ist, wie viel Stahl in einer Deckenplatte als Bewehrung eingebaut wurde. Nachdem die Bauteile sondiert wurden, erstellt der Statiker eine Maßnahmenplanung. In seiner Planung werden alle für den Abbruch erforderlichen Ersatzmaßnahmen gezeigt. Denn auch tragende Wände können eventuell entfernt werden, wenn Ersatzmaßnahmen gefunden wurden. Für den Fall, dass nicht ersatzlos abgebrochen werden kann, kann dir ein kreativer Architekt oder Bauingenieur alternative Vorschläge machen. Man kann z.B. Träger, Stürze oder Stützen einbauen. Manchmal reicht es auch, wenn kleine Teile der alten Wand erhalten bleiben. Hier kannst du lesen, wie kompetente Planer bei Kosten-Beratung vorgehen sollten.
Klimawandel in der Wohnung
Denk dran: nach Abbruch von raumbildenden Wänden verändern sich die raumklimatischen Verhältnisse! Das kann dazu führen, denn das die alten Heizkörper nicht gebug Wärmeenergie abgeben, um den größeren Raum zu wärmen. Das solltest du von einem Fachmann klären lassen. Er kann den Heizwärmebedarf berechnen und in die richtige Lage der Heizkörper benennen. Dabei berücksichtigt er auch die vorhandenen Heizkörper. Es hängt vom einzelnen Raum im Gebäude ab, ob das geht. Wenn die Fassade und das Dach gut gedämmt sind, ist die Verlegung kein Problem. Heizkörper werden so angeordnet, dass der Raum im Winter gleichmäßig warm ist und keine Zugerscheinungen auftreten. Neutrale Beratung für Heizung und energetische Sanierung findest du hier.
Abbruch in Eigenleistung
Wenn die baustatischen Verhältnisse geklärt sind, steht Eigenleistungen beim Abbruch nichts im Wege. Das gilt auch für tragende Wände, wenn alle Ersatzmaßnahmen fachgerecht durchgeführt wurden. Sprich mal einen erfahrenen Maurer an, bevor du loslegst. Er zeigt dir alle Handgriffe beim Umgang mit dem Mauerwerk. Bei Eigentumswohnungen unbedingt daran denken, die Eigentümergemeinschaft zu fragen, denn tragende Wände sind Gemeinschaftseigentum! Als Mieter darfst du keinesfalls ohne Einwilligung des Vermieters etwas an nichttragenden oder tragenden Wänden ändern. Hinweis: Öffnungen in Außenwänden dürfen in der Regel nicht ohne Baugenehmigung verändert werden. Es gibt baurechtlich Situationen, in denen Fenster nicht statthaft sind. Als Bauherr kannst du bei einfachen Fragen zur Sprechstunde bei deinem Bauamt gehen. In der Regel brauchst du für diese Art der Genehmigung keinen Architekten mit einer sogenannten Bauvorlageberechtigung.
Vorsicht Leitungen!
Vorsicht, wenn nicht klar ist, wo Elektroleitungen verlegt sind! Im Altbau wurden diese teilweise auf abenteuerliche Art quer über die Wand verlegt. Der gesamte Strom sollte also vor dem Abbruch von Wänden abgetrennt werden. Wenn du Gas im Haus hast, solltest du ebenfalls mit großer Umsicht vorgehen. Gleiches gilt für Heizleitungen. Sollten Leitungen im Wege sein, werden diese vorher vom Fachmann verschlossen, wenn das technisch möglich ist. Bei Zirkulationsleitungen ist das nicht ohne etwas Aufwand möglich. Auch hier im Zweifel bitte den Fachmann fragen.
Kraft und Gewicht
Leichte Trennwände aus Gipskarton oder Holz sind mithilfe eines Elektrofuchsschwanzes und Brecheisen gut zu beseitigen. Für den Abbruch von massivem Mauerwerk brauchst du mindestens einem Vorschlaghammer, einen Trennschleifer mit Diamantscheibe – und den Meißel nicht vergessen. Massive Wände bitte von oben nach unten abbrechen.
Besonders bei der Arbeit mit dem Trennschleifer ist äußerste Vorsicht geboten. Schutzbrille, Sicherheitsschuhe und Handschuhe sind Pflicht. Denk daran, es staubt erheblich! Eventuell solltest du Räume und Türschlitze gut abkleben, Sonst verteilt sich der Staub im ganzen Haus. Außerdem ist für gute Durchlüftung zu sorgen. Den Nachbarn solltest du auch Bescheid geben, denn Abbrucharbeiten sind sehr laut und nerven…
So gehts
Mit dem Trennschleifer schneidet man zunächst horizontal unterhalb der Zimmerdecke entlang. Danach setzt man senkrechte Schnitte.
Achtung: Bei tragenden Wänden muss die Raumdecke vor den Abbrucharbeiten an geeigneten Stellen Abgestützt werden. Die Lage der Abstützung legt der Statiker fest. Wenn die Decke gesichert ist, kann die tragende Wand entfernt werden. Die provisorischen Stützen bleiben so lange stehen, bis die geplante Ersatzmaßnahme (endgültige Stütze, Träger usw.) fertiggestellt ist.