Bei der Fassadengestaltung gibt es eine goldene Regel: zuerst die Form, dann die Farbe! Das lernen Architekturstudenten schon im ersten Semester. Dass Fassaden auch ohne Fassadenanstrich interessant sein können, siehst du im Beispiel unten. Im dänischen Hafenstädtchen Hvide Sande steht ein altes Kapitänshaus, dass heute als Frisörsalon dient. Das Gebäude wurde nicht farbig angestrichen. Man kann sich über Gestaltung streiten, aber ich finde, dass bei diesem Haus die natürliche Patina der Putzoberfläche das Erscheinungsbild und die besondere Ästhetik prägt. Ganz ohne Farbe. Zufall oder geplant? Manchmal erkannt man auf einer Fassade ein Gesicht! Das Foto unten zeigt einen Geräteschuppen eines Bauernhauses in Niedersachsen. In einem separaten Artikel findest du weitere Hintergrundinformation zu den technischen Funktionen der Gebäudehülle.
Die richtige Farben für die Fassadengestaltung wählen
Eine Fassadengestaltung kann auch nur durch Farben gelingen! In unserem Artikel Fensterlaibungen findest du ein Beispiel. Der Einsatz von Farben sollte aber sehr umsichtig geplant werden. Farben können gute Formen verstärken oder genau das Gegenteil bewirken. Mit Farben lassen sich Fassaden gliedern und bei Bedarf ungünstige Proportionen kaschieren. Für die perfekte Lösung braucht es viel Erfahrung und Kenntnisse über die Wirkung von Licht und Schatten sowie über Farbwirkung. Es gibt aber einige einfache Grundregeln beim Einsatz von Farbe: Je größer der Fassadenteil, desto heller wirkt die aufgebrachte Farbe. Du solltest auch die Fassadenstruktur beachten, wenn du die Farbauswahl mit der Farbmusterkarte machst. Je gröber die Struktur ist, desto dunkler wirkt die Farbe später im Gesamtbild. Vor dem Anstrich solltest du immer Musterflächen von mindestens einem Quadratmeter auf dem Originaluntergrund erstellen. Wenn du die richtige Farbe gefunden hast, empfehle ich verschiedene Helligkeitsstufen zu bemustern, bevor die endgültige Farbe bestimmt wird.
Werden Fassadenfarben zu hell oder zu gesättigt gewählt, dann fällt das Resultat gestalterisch negativ auf. Farben sollten sensibel und Material-typisch gewählt werden und einen Bezug zur Architektur und zur Umgebung herstellen.
Helle Farbtöne reflektieren das Licht und die darin gespeicherte Energie. dunkle Farben absorbieren die Wärmeenergie. Dies führt durch thermische Längenänderung zu Bewegung in der Fassadenkonstruktion. Damit Bewegungen keine Spannungen verursachen, sind sie schon bei der Planung der Fassadenkonstruktion zu bedenken.
Räumliche Wirkung durch Licht und Schatten
Ohne Licht kein Schatten und ohne Schatten keine Dreidimensionalität. Das kennst du vielleicht vom Skifahren: Bei strahlendem Sonnenschein lässt sich die Skipiste gut lesen. Du erkennst Buckel und ebene Flächen. Je diffuser das Licht wird, zum Beispiel bei bewölktem Himmel, desto gleichartiger sieht alles aus. Buckel und ebene Flächen verschmelzen und die Orientierung fällt schwerer. Wenn eine Fassade räumliche (3D) Wirkung entfalten soll, brauchst du Schatten.
Helle Farben verstärken die Körperhaftigkeit, weil Schatten auf hellen Flächen besser sichtbar sind – Schatten auf schwarzen Flächen sieht man nicht. Sollen an Fassaden dreidimensionale Strukturen mit ihren Schatten sichtbar werden, sind helle Farben hilfreich. dunkle Farben verdecken bzw. verschlucken Schatten von Profilierungen, Unebenheiten, geplante oder ungeplante Erhebungen, Beulen, Wellen oder Beschädigungen in einer Fläche.
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