Der eigene Hausbau ist der Lebenstraum vieler Menschen. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist groß, auch wenn anfangs die Angst vor Problemen, die ein Hausbau immer mit sich bringt, mit von der Partie ist. Einige Zeit, nachdem das Bauprojekt gestartet ist, stellt man fest, dass alles nur halb so wild ist. Mit Hilfe eines erfahrenen Architekten macht planen und bauen sogar Spaß. Durch einen offenen Dialog zwischen Bauherr und Planer finden die Baupartner am besten zusammen. Die Findungsphase ist wichtig und dient dazu, Vertrauen aufzubauen. Das Vertrauen zwischen den wichtigsten Projektbeteiligten ist elementar und wird meistens unterschätzt. Gegenseitiges Vertrauen zwischen Planer und Bauherr ist die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit in der Planungsphase und später beim Bauen.
Hausbau Grundlagenermittlung in der Leistungsphase 1
Gestartet wird der Hausbau immer mit einer soliden Grundlagenermittlung. Diese Phase ist der eigentlichen Gebäudeplanung immer vorgeschaltet. In dieser Phase ist Zuhören besonders wichtig! Bauherr und Architekt setzen sich zusammen und sprechen über die Ziele, die Vorstellungen, die Wünsche und die finanziellen Möglichkeiten der Bauherrschaft. Der Architekt sollte die Motivationen seiner Bauherren kennenlernen. Das heißt, er muss verstehen, welche Bedürfnisse die Bauherren tatsächlich haben, wenn sie sich z.B. zwei Waschtische im Bad wünschen. Es ist die Pflicht eines guten Planers, solche wünsche zu hinterfragen und zu verstehen. Das Gespräch über die Motivatoren von Wünschen ist sehr oft der Anfang von Kosteneinsparungen, weil Bauherren plötzlich feststellen, das hinter den Wünschen keine echten Anforderungen stehen, sondern vielleicht nur unpassende Ideenvorlagen. Bauherren müssen den kritischen Dialog über Ihre Wünsche einfordern.
Zwei Waschtische im Badezimmer – sinnvoll oder überflüssig?
Die meisten Bauherren haben klare Vorstellung über ihr neues Zuhause. Die klaren Vorstellungen führen in der Zusammenarbeit mit kreativen Architekten manchmal zu Problemen. Viele Architekten verstehen sich mehr als Erfinder und weniger als Berater. Wenn Architekten die Bauherrenwünsche nicht richtig finden, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Beispiel: Der Bauherr äußert den Wunsch nach zwei Waschbecken im Bad. So könnten Architekten damit umgehen:
- Der Architekt findet den Wunsch blöd, plant aber das Badezimmer fortan mit zwei Waschbecken. Er sieht sich als Dienstleister und hinterfragt daher den ausdrücklichen Wunsch nicht. Der Kunde ist König!
- Der Architekt nimmt den Wunsch auf, aber er geht der Sache auf den Grund. Er fragt nach der Motivation dieser Anforderung. Er weiß, dass ein zweiter Waschtisch im Bad zu Mehrkosten führt, denn das Badezimmer muss größer geplant werden und die Installation wird ebenfalls aufwendiger. Außerdem sieht auch den höheren Wartungs- und Pflegeaufwand eines zusätzlichen Objektes. Der Architekt erkennt die Pflicht, den Bauherrn über seine Gedanken aufzuklären.
Im Dialog mit dem Bauherrn kann ein Architekt einiges herausfinden. Vorausgesetzt, der Architekt hört aufmerksam zu und der Bauherr steht dem Dialog aufgeschlossen gegenüber. Als Ergebnis könnten zwei Szenarien entstehen:
- Option: Der Bauherr erläutert den Grund für die Bestellung: Beispielsweise haben zwei Personen im Haushalt einen Tagesablauf, der die gleichzeitige Nutzung erforderlich macht. Ebenso wäre es möglich, dass zwei Familienmitglieder am Morgen das Gespräch am Waschtisch zur Pflege ihrer Partnerschaft brauchen. Beide Erklärungen wären nachvollziehbar und würden eine entsprechende Umsetzung sinnvoll machen.
- Option: Der Bauherr kann seine Anforderung nicht genau erklären. Vielleicht erfüllt der zweite Waschtisch seine Sehnsucht nach Luxus und Großzügigkeit in diesem privaten Raum. Wenn das so ist, sollte der Architekt gemeinsam mit dem Bauherrn herausarbeiten, ob ein zweiter Waschtisch wirklich in der Lage ist, diese Sehnsucht nachhaltig zu bedienen. Möglicherweise entwickeln Architekt und Bauherr im Dialog eine bessere Interpretation von Luxus. Beispielsweise ist Zeit ein kostbares Gut und mehr davon zu haben ist gut. Ein kleineres Bad zu pflegen, spart wertvolle Zeit und Gleichzeitig sinken die Baukosten.
Intensiver Austausch zwischen Architekt und Bauherren haben immer positiven Effekte: Durch Weglassen von Überflüssigen Bauteilen wird zugleich der Geldbeutel geschont und das Bedürfnis nach Luxus befriedigt. Auf den ersten Blick scheint die Diskussion um den zweiten Waschtisch unwichtig, aber im Ergebnis entsteht aber doppelter Mehrwert.
Unter Bedürfnis versteht man in der Alltagssprache Verlangen, Wunsch, Ansprüche („wachsende Bedürfnisse“) oder etwas meist materielles zum Leben Notwendiges. In der Psychologie wird Bedürfnis oft definiert als „Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben“ oder als das Verlangen oder der Wunsch, einem empfundenen oder tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen. Dieser allgemeine psychologische Begriff ist den Terminuns Motiv und Motivation sinnverwandt. (Quelle: Wikipedia)
Die Wunschliste – Tipps für das erste Beratungsgespräch mit dem Bauherren
Ein guter Einstieg ist eine Wunschliste des Bauherren. Diese kann vollkommen unstrukturiert sein, sollte aber wirklich das gesamte Themenspektrum abdecken. Die Wunschliste sollte alle individuellen Anforderungen enthalten. Du diesen Anforderungen gehört besonders auch eine Aussage zum Budget. Eine Aussage könnte beispielsweise sein: “Wir wollen nicht mehr als 200.000 € für den Neubau ausgeben.” Folgende Schritte sind ein guter Weg:
- Bauherr erstellt Wunschliste
- Im Dialog mit dem Architekten alle Positionen ausführlich besprechen
- Motivatoren hinterfragen / herausarbeiten
- Motivatoren als eigentliche Wünsche fixieren und in die Liste aufnehmen
- überflüssige Wünsche (“… stimmt, das ist wirklich nicht wichtig …”) aus der Liste entfernen
- Wünsche priorisieren und in eine Reihenfolge der Wichtigkeit bringen
- Fertige Wunschliste einige Tage zur Seite legen und dann erneut prüfen
- Wunschliste gemeinsam mit dem Architekten “verabschieden.”
Haben die Bauherren bereits ein Grundstück, ist eine Ortsbegehung des Grundstücks eine der ersten Aufgaben des Architekten. Die sogenannte Lage hat Einfluss auf die richtige bauliche Lösung: Tageslicht, Außenlärm oder die Entfernung bis zum Nachbarn sind in der Planung zu berücksichtigen. Der Planer macht erste Vorschläge, wo die Räume idealerweise liegen sollten. Die Himmelsrichtungen sind dabei zu beachten. Ein Wohnzimmer in Richtung Osten mögen die wenigsten, denn durch die Fenster kommt eventuell nur morgens Sonne ins Haus. Bei Grundstücken mit besonderer Geologie oder Topografie (Hang, Fels, hoher Grundwasserspiegel usw.) helfen Fachplaner / Spezialisten dem Architekten dabei, die richtige Lösung zu finden.
Vor dem Hausbau sind alle Grundlagen genau zu ermitteln
In dieser Phase gehört es zur Pflicht von Architekten, Erkundigungen über das Grundstück in jeglicher Hinsicht einzuholen. Erkenntnisse über Altlasten, wie eventuelle alte, unterirdische Mülldeponien, müssen unbedingt eingeholt werden. Höchste Priorität hat jedoch die Frage nach den persönlichen Vorstellungen und Wünschen der Bauherren. Auch die Vorstellungen ur Gestaltung des Hauses spielen eine Rolle. Architekten sollten auf die Wünsche eingehen und mit dem Bauherren in einen intensiven Dialog über jegliche Aspekte eintreten. Wollen die Bauherren den Ausbau selbst machen, dann sollte der Architekt den Bauherren über die realistischen Möglichkeiten aufklären. Viele Bauherren unterschätzen die Zeit, die für handwerkliche Leistungen einzuplanen sind und welche Leistungen er besser einem Fachmann überlassen sollte. Auch die Frage nach einem umweltgerechtem Haus wird erörtert. Selbst bei der Erstellung eines konkreten Finanzierungsplans steht der Architekt den Bauherren zu Seite, den er kann z.B. den finanziellen Mittelbedarf während der Bauphase einschätzen. Am Ende der Grundlagenermittlung entsteht schließlich der erste einfache Grundriss.
Dein Feedback zu diesem Beitrag
Hier findest Du Antworten auf Leserfragen und aktuelle Infos.