Baumensch Fuckup Stories

Aus eigenen Fehlern kannst Du lernen. Aber besser ist es, aus Fehlern anderer zu lernen, denn diese Fehler kosten Dich kein Geld! Architekten und Ingenieure sind auch nur Menschen und Menschen machen nun mal Fehler. Jeder weiß das, aber nur wenige trauen sich über misslungene Projekte oder Missgeschicke zu reden. Gut, dass sich das langsam ändert. Hast Du schon von Fuckup-Nights gehört? Diese globale Bewegung startete in Mexiko. Bei den ersten Fuckup-Nights präsentieren mutige Unternehmer ihre Misserfolge live vor Publikum. Inzwischen gehören Fuckup-Nights bei Startups zum guten Ton. Auch namhafte Konzerne sind mit von der Partie. Leider hinkt die Baubranche mal wieder hinterher. Dabei gibt es einiges zu erzählen, wie Du in diesem Artikel lesen kannst. Das Fuckup-Format findet immer mehr Freunde. Hier einige Beispiele: FUCKUP NIGHTS RUHRGEBIET  FUCKUPS BERLIN

Fuckup Stories: Lernen aus gebauten Fehlern

Wir fangen jetzt einfach mal an, denn Geschichten über Misserfolge sind lehrreich für Architekten, Bauingenieure und Bauherren. Fehler sollen am besten nur die anderen machen. Sie scheitern zu sehen, tut nicht weh und trotzdem kann man daraus lernen. Im Alltag ergibt sich bedauerlicherweise nur selten die Gelegenheit, denn Gescheiterte sprechen nicht gerne darüber. Du spürst ein wenig Schadenfreude bei Missgeschicken anderer? Kein Grund zur Sorge, denn Schadenfreude ist wirklich nichts Verächtliches. Dazu gibt es einen lesenswerten Artikel in der OZ (zum Artikel). Was so reizvoll an der Schadenfreude ist, wurde inzwischen wissenschaftlich beweisen: Menschen möchten ohne eigenen Schaden lernen. Darüber sollten wir sprechen.

Das Märchen von der perfekten Bauwelt

Hochglanz-Architektur-Magazine zeigen tolle Bauprojekte, cooles Design und interessante Menschen. Über die Arbeit von Kollegen zu erfahren, ist durchaus inspirierend. Dennoch fehlt mir in vielen Beiträgen der Bezug zur Realität. Ganz ehrlich, zu viele Erfolgsstorys langweilen mich. Die makellose Perfektion gaukelt eine Bauwelt vor, die wenig mit dem Baualltag zu tun hat. Mir scheint es manchmal so, als gebe der Zeitgeist vor, dass “alles gut” ist. Das Glas ist stets voll und nie halb leer. Keine Probleme und alles läuft super: BIM, Bam und Klingelingeling. Keine Silbe über ungelöste Themen der Digitalisierung am Bau. Kein Wort über holperige Projektverläufe oder totale Fehleinschätzungen der Baukosten in Frühphasen von Projekten.

Manchmal klappt es eben nicht

Niemand möchte es wahrhaben, aber eins ist sicher: In Bauprojekten läuft immer etwas schief und meistens verfehlt man das ursprüngliche Ziel. Erfahrene Baumanager bist sind darauf vorbereitet. Man ändert eben den Schlachtplan und passt ihn an die Projektrealität an. Man versucht dann stattdessen dem ursprünglichen Planungsziel so nah wie möglichst zu kommen. In der Realität machen viele Baumanager solche Erfahrungen. Aber davon hörst Du nichts! Dabei ist das Anpassen an geänderte Bedingungen die Königsdisziplin Projektmanagement. Zu reagieren bedeutet: Einen neuen Kurs setzen, um Kosten und Termine zu sichern. Projektleiter und Bauleiter müssen Kompromisse machen, manchmal auch gegen die eigenen Überzeugungen. Das Ergebnis ist am Ende nicht immer das Optimum und Errichter und Betreiber müssen dann mit dem Ergebnis leben. Das ist nicht im Sinne des Erfinders, aber die entscheidende Frage ist, wie man die gleichen Fehler in Zukunft verhindern kann! Ein Vorschlag wäre, dass wir Bauleute unsere Arbeit transparenter machen müssen. Allein durch Digitalisierung wird es nicht gelingen, die Qualität am Bau zu steigern. Stattdessen brauchen wir ein anderes Mindset beim Planen und Bauen. Lean Design und Lean Construction könnten eine Verjüngungskur für die Baubranche sein.

Beim nächsten Mal anders

Das Projekt ist fertig und die Bauherren sind zufrieden, aber trotzdem würdest Du beim nächsten Mal etwas anders machen? Wenn Du dieses Gefühl kennst, dann hast Du vielleicht schon eine coole Fuckup-Story. Schreib bei uns einen kleinen Artikel oder schick uns Deine Geschichte zu. Erzähle anderen von Deinen Erfahrungen. Gerade junge oder unerfahrene Kollegen sind dankbar, von Dir zu lernen.

Wer Perfektion will, muss seine Fehler reflektieren. Sich eigene Fehler einzugestehen und darüber zu sprechen, hat einige erstaunliche Effekte. Tatsächlich erzeugt das Eingeständnis Vertrauen bei anderen Menschen. Vertrauen entsteht, wenn sich jemand traut, Schwächen zu zeigen. Wer Schwächen zeigt, wirkt aufrichtig. Aufrichtigkeit ist die Grundlage für Vertrauen. Außerdem ist Offenheit ansteckend. Es wirkt positiv und zeugt von Größe, wenn man zu seiner Unperfektheit steht. Niemand ist perfekt und wenn sich das alle eingestehen, befindet man sich wirklich auf Augenhöhe. Wer über seine Learnings schreibt, präsentiert sich als ehrlicher Baupartner. Mit positiver Einstellung im Umgang mit Fehlern qualifiziert man sich zudem automatisch als idealer Partner für Lean Construction Projekte.

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