Spezialisierte Bau-Fachplaner zu finden ist nicht leicht. Vorhandene Fachlisten für Bauexperten sind wenig übersichtlich. Fehlende bundesweite Fachlisten werden innerhalb der Berufsverbände von Ingenieuren und Architekten immer noch kontrovers diskutiert, obwohl die Steigerung von Bauqualität ein gemeinsames Ziel ist. Man wird sich nicht einig, weil dort Architekten als Generalisten gelten. Traditionell haben sie nämlich die Aufgabe der übergeordneten Koordination aller Beteiligter. Daher nehmen Architekten für sich in Anspruch, Logistikhallen und Kindergärten gleich gut bauen zu können, ohne über entsprechende Erfahrung zu verfügen. Nachweise über fachliche Eignung sind nicht erforderlich! Die Architektenschaft ist überzeugt, grundsätzlich jeder Bauaufgabe gewachsen zu sein. Viele Architekten glauben über die Werkzeuge zu verfügen, mit denen sich auch unbekannte Aufgaben meistern lassen. Mit Rückendeckung der Kammern, dürfen sich Architekturbüros mit entsprechend großer Bandbreite präsentieren. Früher, als die Welt noch einfach war, haben Architekten die “Heizung” einfach mitgeplant.
Das generalistische Berufsbild hängt schief
Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber die Berufsgruppe sieht sich mehrheitlich immer noch in der Generalisten-Rolle. Einige Architektenkammern vertreten die Auffassung, dass nur Generalisten eine hohe Bauqualität sichern können. Würde man sich der Realität anpassen, bestünde die Gefahr, dass das generalistischen Berufsbild des Architekten “nach und nach verblasst”. Architekten müssen im Grunde über alles Bescheid wissen. Experten für barrierefreies Bauen darf es demnach eigentlich nicht geben, denn wer nur ein bestimmtes Fachgebiet beherrscht, dem fehlt die Gesamtsicht auf die Bauaufgabe. Der BDA meint dazu: “Eine vermeintlich höher zu bewertende Fachexpertise betrachtet nur Teilaspekte, jedoch nicht den notwendigen Zusammenhang mit dem Gesamtbauwerk”.
In der Realität sieht es inzwischen anders aus. Es gibt z.B. Architekten als Experten für Barrierefreiheit und barrierefreies Bauen, die praxiserfahren und aktuell fortgebildet sind. Sie finden für ihre Kunden innovative und kreative Lösungen – auch abseits von DIN-Normen. Sie liefern exzellente Planungsarbeit für ihre Auftraggeber. Für Bauherren ist der Richtungsstreit nicht mehr nachvollziehbar. Baumensch verfolgt einen anderen Weg!
So wird ein Schuh daraus: Das Team entscheidet über die externen Bauspezialisten
Den Generalisten, so wie in die Damen und Herren der Berufsvertreter gerne hätten, gibt es schon längst nicht mehr! Dafür ist die Bauwelt viel zu komplex geworden und wer sich im Markt auskennt, wird das bestätigen. Dem Anspruch, der sich aus dem Titel “Generalist” ableitet, wird heute kein Bauplaner mehr gerecht. Selbstverständlich stellen wir nicht den Anspruch an baufachliches Allgemeinwissen infrage, aber der gute alte Baumeister ist ausgestorben.
Bis zur Etablierung einer akademischen Ausbildung im Bauwesen waren Baumeister die einzigen höheren leitenden Personen im Bauwesen. Sie vereinten Planungs- und Ausführungskompetenz ebenso wie technisches und gestalterisches Wissen. In Deutschland wird die Bezeichnung neu nur noch als Funktionsbezeichnung vergeben (z. B. Stadtbaumeister, Dombaumeister). Der Baumeister übernimmt die Ausführung von Bauarbeiten aller Art, teils auch die Bauplanung und Bauleitung. Der Begriff ist in Österreich und der Schweiz auch heute noch eine Berufsbezeichnung, in Deutschland wird er dagegen nicht mehr in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet. Baumeister waren zumeist gelernte Steinmetze, Maurer und Zimmerer, manchmal waren auch andere Berufe wie Schreiner oder Stuckateur Grundlage für einen Baumeister. Mit dem Entstehen der Baugewerkschulen – heute Fachhochschulen – war deren Besuch obligatorisch zum Erlangen eines Baumeistertitels. Persönliche Eignung und durchsetzungskraft waren ausschlaggebend für die erfolgreiche Ausübung der Tätigkeit. Im 19. Jahrhundert waren die Baumeister vom Entwurf bis zur Realisierung für ein Bauwerk zuständig
Quelle: Wikipedia
Ein Architekt kann heute bestimmte Aufgaben mangels Fachkenntnis und fehlender Erfahrung nicht lösen! Es wäre unvernünftig, wenn er versuchen würde, seine Erfahrungsllücke selbst zu schließen. Keiner kann alles. Das gilt auch für diejenigen, die sich regelmäßig weiterbilden. Ein Generalist ließ sich im konkreten Fall von anderen helfen bzw. kaufte Leistungen hinzu.
Ein Architekt ist schon lange kein Generalist mehr
Der Anteil weißer Flecken ist bei einigen Bauaufgaben inzwischen größer, als die eigene Kompetenz-Bandbreite, sodass man nicht mehr vom Generalisten sprechen kann! Die Rolle des Generalisten kann heute nur ein Team haben! Egal, ob man es Schwarmintelligenz oder Netzwerk nennt, im Ergebnis geht es darum, das Know-how im Team bestmöglich abzurufen und ins Projekt zu bringen. Das Team muss auch über die Fähigkeit verfügen, gute Spezialisten von schlechten Spezialisten zu unterscheiden und diese selbst auswählen. Das Team braucht eine Moderation. Dies kann ein Architekt, ein Statiker oder ein Wirtschaftsingenieur leisten! Die erforderlichen Kompetenzen für Moderation haben mit Planen und Bauen nichts zu tun: es geht um Kommunikation, um Zuhören, um Respekt und um Empathie für die beteiligten Menschen und um das Verständnis für das Gesamtprojekt. Bauspezialisten zu finden gehört zu unserem Service.
Dokumente und Links zur Diskussion über Fachlisten für Architekten und Ingenieure
17.10.2017 Vertreterversammlung – Architekten diskutieren Generalist-Spezialist
11.2017 Fachlisten von Sonderfachleuten / AK Niedersachsen
11.2015 Stellungnahme der Bundesarchitektenkammer gegen den Einsatz von “Fachlisten”
2015 BDA Contra Fachlisten
Wie ist Deine Meinung zu diesem Thema?
Wir freuen uns über Dein Feedback, Fragen oder Anregungen.