Was du bei der Dachsanierung und Dachdämmung im Altbau beachten solltest, findest du in diesem Beitrag. Er zeigt häufig auftretende Probleme und die besten Lösungen. Baumaßnahmen an einem alten Dachstuhl mit Original-Dachdeckung unterscheiden sich von einem Neubau, weil es früher andere Anforderungen, andere Baustoffe und andere Bauvorschriften und Gesetze gab. In früheren Zeiten diente ein Dach (hier ein Satteldach) hauptsächlich als Wetterschutz des Hauses. Dächer waren ungedämmt und der Dachraum wurde nicht als Wohnraum genutzt. Als Energiekosten noch niedrig waren, spielte sinnvolle Wärmedämmung auch keine große Rolle. Alte Dachkonstruktionen waren nicht für eine nachträgliche Dachisolierung dimensioniert. Infos zur Haltbarkeit von Bauteilen findest Du übrigens auf dieser Seite. Zusätzliches Gewicht einer Wärmedämmung kann von alten Sparren und Balken oft nicht aufgenommen werden. Erst, als in den 90er-Jahren die Energieeinsparverordnung eingeführt wurde, gewann das Thema Dachdämmung an Bedeutung.
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Vor Baubeginn den Zustand des Daches prüfen lassen
Bevor man mit Wärmedämmarbeiten beginnt, sollte man den technischen Zustand des Daches von einem Sachverständigen prüfen lassen, um Wärmebrücken zu finden. Wärmebrücken sind Punkte am Bauwerk, an denen durch falsche Baudetails Wärmeenergie durch das Mauerwerk oder die Gebäudehülle nach außen abfließt. Das muss vermieden werden, denn Wärmeverluste erhöhen den Energieverbrauch. Auch durch Risse im Mauerwerk oder unsichtbare Schlitze und Fugen entweicht warme Luft nach außen. Durchzug und Undichtigkeiten sind die Hauptursache von zu hohem Energieverbrauch. Der meisste Energie wird für die Wärmeerzeugung und für die Warmwasserbereitung verbraucht. Dachdecker, Statiker und Bauphysiker haben in der Regel die Geräte zum Auffinden der baulichen Schwachstellen. Die Untersuchung mit Wärmebildkamera sollte man einem Fachmann überlassen. Ausschlaggebend sind nicht Fotos, sondern die bautechnische Analyse und die daraus abzuleitenden Maßnahmen. Erst wenn man alle Schwachstellen genau kennt, ist die Planung aller Sanierungsmaßnahmen möglich.
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Nach dem Scan mit der Wärmebildkamera müssen verschiedene Bauteile in Augenschein genommen werden
- die Dacheindeckung
- der Dachstuhl samt Sparren
- die gegebenenfalls vorhandene Dämmschicht
- die Dichtigkeit der Außenfassade mit Fenstern und Türen
Die Auswertung und Analyse der Bilder zeigt, welche Bauteile bauphysikalisch intakt sind. Bei der anschließenden Bauplanung müssen gesetzliche Anforderungen und Vorschriften berücksichtigt werden. Besonders bei finanzieller Förderung, z.B. mit einem KFW-Darlehen, verlangen Banken entsprechende Nachweise. Auch hier empfehle ich, einen Architekten oder Bauphysiker einzubinden, der die erforderliche Dokumentation erstellt. Förderbanken möchten die einzelnen Schritte einer energetischen Sanierung dokumentiert wissen. Erfahrene Experten in Deiner Region können wir Dir auf Anfrage benennen.
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Bauausführung mit Auf- oder Zwischensparrendämmung
Wenn die Dachhaut nicht mehr intakt ist, kann Regen und Schnee in den Innenraum eindringen und die Konstruktion durchfeuchten. Schnee, der durch Wind in den Dachraum geweht wird, kann an unerwarteten Stellen zu Feuchtigkeitsschäden führen. Eindringen von Wasser ist also unbedingt zu verhindern. Wenn das trotzdem immer wieder passiert, ist eine Neueindeckung des alten Daches empfehlenswert.
War das alte Dach bislang ungedämmt, kannst Du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nach der Entfernung der alten Dachziegeln, lässt sich unter bestimmten Umständen von oben eine sogenannte Aufsparrendämmung aufbringen. Dabei liegt die Dämmlage über den Sparren. Ob eine Aufsparrendämmung möglich ist, solltest Du baurechtlich abklären, denn der Dachfirst erhöht sich dadurch. Die Firsthöhe ist im Bebauungsplan oder durch die Baugenehmigung eventuell begrenzt. Sollte das der Fall sein, sollte man das mit dem Sachbearbeiter beim Baumt besprechen und gegebenfalls eine Abweichung beantragen. Der Vorteil einer Aufsparrendämmung ist der Raumgewinn, denn die neue Dämmung verringert nicht die Höhe des nutzbaren Dachraums. Bitte unbedingt die Tragfähigkeit des Daches vorher vom Statiker prüfen lassen. Gerne empfehlen wir einen Spezialisten in Deiner Nähe.
Wenn die Dachziegel noch intakt sind, kann es besser sein, die nachträgliche Dämmung von innen durchzuführen. Dann wird eine Zwischensparrendämmung, zusammen mit einer Untersparrendämmung ausgeführt. Diese Form der nachträglichen Dämmung ist etwas komplizierter. Bei der Ausführung muss besonders sorgfältig gearbeitet werden. Nach einer praktischen Einweisung, können aber auch Laien einige der Arbeiten durchführen. Bauherren sollten sich die Handgriffe vorher zeigen lassen. Bei falschem Einbau, zum Beispiel an Wandanschlüssen, können später Schäden durch Nässe oder Kondensat auftreten.
Typische Probleme Dachdämmung Altbau
Moderne Unterspannbahnen sind technischer Standard. Früher gab es dieses Bauteil / Baudetail nicht. Die Unterspannbahn wird von oben auf den Sparren fixiert und liegt unter den Dachlatten und Dachziegeln. Unterspannbahnen sind Hightech-Folien, die Wasser und Feuchtigkeit außen ablaufen lassen und trotzdem luftdurchlässig sind – das nennt man diffusionsoffen.
In bewohnten Räumen entstehen durch Ausdünstungen des Menschen erhebliche Mengen Feuchtigkeit. Jeder verliert 3 Liter Wasser pro Tag. Die Verdunstung erfolgt über die Atemluft und über die Haut. Die feuchte Raumluft muss aus Innenräumen abgeführt werden weil ansonsten Schimmel entstehen kann. Als Häuser noch natürlich undicht waren, war das kein Problem, aber heute möchte man ja eben verhindern, dass warme Luft ungehindert abströmt (s.o.).
Die ersten Unterspannbahnen waren aus luftundurchlässiger Teerpappe. Früher war das OK, denn der Dachraum wurde nicht als Wohnraum genutzt und war durchlüftet. Teerpappe ist aber als Unterspannbahn ungeeignet, denn die Feuchtigkeit aus dem Innenraum würde sich von innen unter der Dachbahn sammeln. In bestimmten Fällen lässt sich ein intaktes altes Dach mit Teerpappe ausbauen, ohne die Dacheindeckung samt der Teerpappe zu entfernen – dazu später mehr.
In sehr alten Häusern finden sich manchmal schiefe und verwundene Dachsparren, die eine Zwischensparrendämmung erschweren. Anfang des letzten Jahrhunderts wurden sogar Rundhölzer (!) mit unterschiedlichem Durchmesser als Sparren verbaut. Oftmals wurden diese Sparren dann auch noch ungleichmäßig versetzt, d.h. sie haben unterschiedliche Abstände. Damals waren gleichmäßige Abstände und rechteckige Profile uninteressant, denn es gab ja keine Dämmstoffe auf der Rolle oder gleichmäßige Dämmstoffplatten. Heute erschweren die schönen Unregelmäßigkeiten im Altbau das nachträgliche Dämmen und Abdichten. Moderne Baustoffe sind nämlich rechtwinklig, gerade geschnitten und immer gleichmäßig. Aber keine Sorge, auch für schiefe, denkmalgeschützte Dachkonstruktionen gibt es technische Lösungen, zum Beispiel die Einblasdämmung.
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Unterspannbahn, Aufdopplung und Dämmstoffauswahl
Alternativ kann man zur Erreichung der notwendigen Dämmwirkung auch unterhalb der Sparren Dämmung anbringen. Aus zwei Gründen kann es sinnvoll sein, zusätzliche Sparren unter die vorhandenen Sparren zu montieren:
- Um die erforderliche Aufbauhöhe zu generieren, die du für eine Zwischensparrendämmung benötigst.
- Um die Tragfähigkeit des Daches zu erhöhen. Dies kann bei einer Neueindeckung erforderlich werden, obwohl neue Dachziegel gar nicht schwerer sind, als die Alten. Aus Sicherheitsgründen sind statischen Nachweise zu führen. Wenn dieser Nachweis nicht gelingt, muss die Dachkonstruktion verstärkt werden. Nicht zu vergessen: Auch die Dämmung selbst hat ein hohes Gewicht! Einen Nachteil hat die Sparren-Aufdopplung von unten: Sie verringert die nutzbare lichte Höhe im Dachraum.
Dachdämmung im Altbau nur für Fachleute
Auch ein sehr schiefes altes Dach lässt sich mit passenden Baustoffen nachträglich dämmen. An dieser Stelle erneut meine Empfehlung, vorher eine neutrale fachliche Beratung einzuholen. Wir können geeignete Experten empfehlen. Wenn Du handwerklich versiert bist, kannst Du eine Menge selbst machen. Denn besonders bei “krummen Dächern” fallen durch Anpassarbeiten und individuelle Zuschnitte viele Arbeitsstunden an. Die Ersparnis durch Eigenleistung fällt dadurch besonders hoch aus. Übrigens empfehle ich den Artikel zum Thema Bauen ohne Architekt. Noch einmal zurück zur Teerpappe: Unter folgenden Bedingungen lässt sich Wärmedämmung zwischen den Sparren trotz vorhandener Teerpappe installieren.
- Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit der Dämmung ist der Abschluss der Dämmschicht auf der Innenseite mittels einer Dampfbremse. Diese muss feuchtevariable Eigenschaften haben (auch feuchteadaptive Dampfbremse genannt). Die Folien haben einen variablen Dampfdiffusionswiderstand, der sich den Feuchtebedingungen innerhalb und außerhalb der gedämmten Konstruktion anpasst. So entsteht das für die bestehende Konstruktion erforderliche Rücktrocknungspotential in den Raum.
- Die auf der Innenseite verlegte Dampfbremse muss absolut luftdicht verlegt wird. Eine Kontrolle mit einem Luftdichtheitstest ist zu empfehlen
- Die Flankendiffusion (über Giebelwände, Brandwände o.ä.) muss unterbunden bzw. durch Verlegen der feuchtevariablen Dampfbremse gedämpft werden. Dazu kann man die Dampfbremse bis etwa 50 cm “um die Ecke” auf die entsprechenden Wänden verlegen und dort mit einer Nahtpaste o.ä. luftdicht ankleben. Dies ist möglich, wenn die Innenwände mit Gipskartonplatten verkleidet werden.
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Urteile zu Baumängeln
Handwerker müssen sich selbst kontrollieren. Müssen Bauteile zwingend vorbehandelt werden, weil es anderenfalls zu Folgemängeln kommt, muss der Auftragnehmer die erforderliche Vorbehandlung auch dann vornehmen, wenn sie in der Leistungsbeschreibung nicht aufgeführt ist. Andernfalls muss er gegenüber dem Auftraggeber rechtzeitig Bedenken anmelden. LG München, Beschluss vom 23.06.2016 – 27 U 2283/15 Bau; BGH, Beschluss vom 26.06.2019 – VII ZR 199/16 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen)
Abriss und Neubau kann auch bei Putzrissen verlangt werden. Der Auftraggeber kann den Rückbau und die komplette Neuerstellung eines mangelhaften Bauwerks verlangen, wenn durch lediglich lokale Nachbesserungsarbeiten kein den anerkannten Regeln der Technik entsprechender Zustand hergestellt werden kann. Eine Mängelbeseitigung kann nicht wegen “hoher Kosten” verweigert werden. Entscheidend ist unter anderem, ob die Funktionsfähigkeit des Werks beeinträchtigt wird. Auch wenn die Statik des Gebäudes nicht gefährdet ist, muss der Auftraggeber das nach einer Nachbesserung verbleibende erhöhte Risiko von Putzrissen nicht hinnehmen. OLG Dresden, Urteil vom 02.02.2017 – 10 U 672/12; BGH, Beschluss vom 04.09.2019 – VII ZR 42/17 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen)
Schimmel muss immer beseitigt werden. Schimmelpilzwachstum in Innenräumen ist ein Gesundheitsrisiko, dessen Beseitigung der Erwerber einer neu errichteten Eigentumswohnung vom herstellenden Verkäufer (Unternehmer) verlangen kann, ohne dass dem die Unverhältnismäßigkeit der Kosten oder des Aufwands entgegenstehen. OLG Naumburg, Urteil vom 11.07.2019 – 1 U 116/18
Für Fragen und Feedback
Hier findest Du FAQs und aktuelle Infos.
Emmi schreibt:
Was die Folien heute leisten, glaubt man manchmal gar nicht. Der Dachstuhl im Haus meiner Schwiegereltern wurde vor kurzem neu gedeckt. Hier wurde auch eine der tollen Folien eingesetzt und gleichzeitig wurde dafür gesorgt, dass der Marder nicht mehr eindringen kann. Wenn wir bei ihnen übernachten, dann kratzt er immer am Gebälk. Kling gruselig.